Perkins Park

1935 war mit der Planung der Reichsgartenschau in Stuttgart begonnen worden. Die Gartenschau sollte das seit Jahrhunderten als Steinbruch genutzte Killesberggelände in ein dem Zeitgeist entsprechendes Naherholungsgebiet verwandeln.

Die meisten Steinbrüche waren inzwischen stillgelegt, manche als Müllhalden oder Erddeponien genutzt. Der Abbau der bis zu 20 m starke Schilfsandsteinschicht hatte das Gelände mit zahlreichen Löchern, Schrunden und Klüften mit erheblichen, auch steilen Höhenunterschieden überzogen, denen nur wenige weitläufige Ebenen gegenüberstanden. Insofern war das Gelände für eine Gartenschau ausgesprochen untypisch und der Aufwand erheblich.

Auf dem 51 ha großen Gelände wurden 500.000 Kubikmeter Boden bewegt, ca. 1.000 Bäume, 20.000 Büsche und 50.000 Rosenstöcke gepflanzt und 15 km Wege mit zahllosen Treppen angelegt. Auch diverse Gebäude wurden errichtet, wovon nicht alle den Krieg überstanden.

Das exponierteste noch erhaltene Gebäude, die ehemalige „Hauptgaststätte“, beherbergt seit 1980 die Discothek „Perkins Park“. An der Maybachstraße sind noch die Gebäude des Garten- und Friedhofsamts erhalten, sowie im Park dahinter die Siedlungshäuschen mit der Schwäbischen Weinstube.

Am 22. April 1939 wurde die Reichsgartenschau eröffnet. Die „Hauptgaststätte“ war der Veranstaltungsort für die zentralen Eröffnungsfeierlichkeiten. Mit 4,5 Millionen Besuchern in 4 Monaten übertraf die Gartenschau die Erwartungen erheblich. Eigentlich sollte sie bis Ende Oktober dauern, doch am 02. September 1939 wurde sie wegen der „gegenwärtigen Umstände“ für beendet erklärt. Die Stuttgarter konnten das Gelände fortan unentgeltlich besuchen. Eine Maßnahme, die zahlreichen kriegsbedingten Einschnitten in den Alltag gegenüber stand.

Während zwischen Mühlbachhof und Feuerbacher Heide die Luftwaffe immer mehr Einrichtungen für die Luftverteidigung zusammenzog blieb das Parkrestaurant auch in den ersten Kriegsjahren noch geöffnet und war eine beliebte Adresse für Tanz und Unterhaltung. Diese setzte sich auch nach dem Krieg fort, bis das Lokal Ende der 1970er schloss.

Der Leerstand dauerte jedoch nicht lange. Gerd Schüler und Michael Presinger sahen in dem Anwesen das Potential für eine Nobeldisco, die sich am New Yorker Studio 54 und dem von ihnen betriebenen Dorian Gray in Frankfurt orientierte. Am 4. Dezember 1980 eröffnete die Disco unter dem Namen Perkins Park, der bis heute beibehalten wurde.

Generell setzten die Betreiber auf eine gewisse Kontinuität: Am optische Erscheinungsbild der Räumlichkeiten wurden seit der Eröffnung kaum wesentliche Änderungen vorgenommen. Es gibt drei Tanzflächen, Bistro, Raucherraum und eine Terrasse, die die Discos in der Innenstadt natürlich nicht bieten können. Nach einer Komplettrenovierung 2005 wurde 2007 das Untergeschoss komplett umgestaltet.

Das Äußere des Gebäudes blieb hingegen weitgehend unangetastet. Die Betreiber machten sich den Umstand zunutze, dass das Gebäude 1939 zwar im Stil des Zeitgeistes gebaut worden war, seine Fassade zur damaligen Sudetenstraße (heute Stresemannstraße) hin jedoch auf breiter Front über zwei Stockwerke verglast ist, wodurch die historisierende Sandsteinarchitektur vollkommen in den Hintergrund tritt.