
Unter der Adresse Hahnemannstraße 1 findet man heute das Polizeipräsidium Stuttgart und die Kriminalpolizei. Das Präsidium nutzt das ehemalige Robert-Bosch-Krankenhaus, das im Laufe der Zeit durch mehrere Anbauten erweitert wurde.
Bereits 1915 hatte der Unternehmer Robert Bosch die Stiftungsinitiative des Stuttgarter Homöopathischen Krankenhauses GmbH gegründet, in die er drei Millionen Mark einbrachte.
Mit diesen Mitteln entstand 1921 zunächst ein provisorisches Homöopathisches Aushilfskrankenhaus mit 70 Betten in der Marienstraße. Anlässlich seines 75. Geburtstages und des 50-jährigen Bestehens seines Unternehmens begann 1936 die Planung für ein neues Krankenhaus am Pragsattel. Angeblich war es bei seiner Eröffnung das größte homöopathische Krankenhaus Deutschlands.
Das als Stiftung gegründete Krankenhaus wirft auch ein Licht auf einen wenig diskutierten Aspekt in der Beziehung des Sozialdemokraten Bosch zum NS-Regime. Robert Bosch war überzeugter Homöopath der nie einen Arzt aufsuchte. Aus dieser Überzeugung heraus hatte er die Krankenhaus-Stiftung gegründet. Während er politisch dem NS-Regime ein Dorn im Auge war, wurde das am 10. April 1940 eröffnete Krankenhaus hingegen umgehend vereinnahmt, da auch zahlreiche führende Nationalsozialisten überzeugte Anhänger der Homöopathie waren, nicht zuletzt SS-Chef Heinrich Himmler.
Während Bosch heimlich sogar den Widerstand gegen das NS-Regime aktiv unterstützte, produzierte sein Unternehmen praktisch ausschließlich Produkte, die für die Kriegswirtschaft essentiell waren und seine naturmedizinische Überzeugung wurde von führenden Nazis geteilt.
Das Krankenhausgebäude war am Hang errichtet worden und verfügt über weitläufige Keller, in denen u.a. auch das Bettenlager untergebracht war. Während des Krieges dienten diese Keller auch als Luftschutzkeller, in die Personal und Patienten gebracht wurden.
1943 wurde eine erste Planung für einen Luftschutz-Stollen für das Krankenhaus erstellt. Er sah drei Zugänge vor, die aus dem Krankenhauskeller in den Berg führen sollten, wo der eigentliche Stollen längs zum Krankenhaus angelegt werden sollte. Neben reinen Schutzräumen sollte auch ein OP-Saal in dem Stollen untergebracht werden. 1944 wurde die Planung erweitert und es sollten nun zwei parallele Querstollen im Berg entstehen. Neben Luftschutzräumen und OP sollten dort auch weitere Stationen eingerichtet werden.
Obwohl sich das Krankenhaus inmitten des kriegswichtigen Stuttgarter Industriegürtels befand, der sich von Zuffenhausen über Feuerbach, die Pragstraße entlang nach Cannstatt und von dort weiter nach Untertürkheim erstreckte, konnten keine Hinweise darauf gefunden werden, dass mit dem Bau dieser Stollen auch nur begonnen wurde.
In unmittelbarer Nähe des Krankenhauses waren starke Flakverbände stationiert: Auf dem Burgholzhof, in der Banzhalde und auf dem Dach des Pragbunkers. Von diesem Hochbunker aus war auch eine Seilsperre gespannt, die Tieffliegern den Einflug über den Pragsattel in den Kessel und das Neckartal erschweren sollte. Möglicherweise wurde der Bau des Krankenhausstollens zugunsten anderer Projekte zurückgestellt, da man davon ausging, dass es im näheren Umfeld zahlreiche Ziele gab, die den Alliierten wichtiger waren. So blieben die Keller des Krankenhauses die Luftschutzräume für die Belegschaft und die Patienten. 1944 wurde allerdings noch ein Pionierstollen in den Hang vor dem Krankenhaus gebaut.
Bis heute hält sich das Gerücht, dass es eine unterirdische Verbindung zwischen dem Krankenhaus und dem Stollen in der Pragstraße gegeben haben soll. Dies hat freilich mit der Realität nichts zu tun. Der dortige Stollen endete unterhalb der Löwentorstraße.
Das Krankenhaus genügte im Laufe der Zeit den Anforderungen nicht mehr und so wurde 1969 auf der Bergheide unmittelbar neben der einstigen Schweren Flakstellung mit dem Bau des neuen Robert-Bosch-Krankenhauses begonnen, das am 28. März 1973 eingeweiht werden konnte.