Auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland befand sich die umfassendste atomare Infrastruktur der Welt mit rund 3.400 Atomsprengköpfen und 241 Einrichtungen in Zusammenhang mit Atomwaffen. Die folgende Übersicht Stand 1985 nennt die wichtigsten Standorte im damaligen Postleitzahlengebiet 7. Fast alle Standorte sind nach dem Ende des Kalten Krieges aufgelöst worden. Viele wurden inzwischen überbaut, renaturiert oder umgenutzt.
Heilbronn:
Badenerhof-Kaserne: 23. Waffen- und Munitionskompanie des US-Heeres mit einem Atomwaffenlager für Pershing-Raketeneinheiten. – Batterie A-B des 3. Bataillons der 84. Feldartillerie des US-Heeres mit 18 Pershing-Abschusseinrichtungen.
Waldheide: Übungsgelände für Pershing-Raketen.
Crailsheim:
McKee Barracks: 2. Bataillon der 42. Feldartillerie des VII. Artilleriekorps mit 6 Abschusseinrichtungen für Lance-Raketen, die für den atomaren Einsatz bestimmt waren.
Göppingen:
Cookie-Barracks, Hauptquartier der 1. vorgeschobenen US-Infanteriedivision, deren nuklear bewaffnete Einheiten über atomare Artillerie und Atomminen (ADMs) verfügten.
Ehemaliges Atomwaffenlager der Batterie B des 3. Bataillons der 71. Flugabwehrartillerie des US-Heeres (ADA). Die Nike-Herkules-Raketen wurden ab 1983 abgezogen.
Kornwestheim:
Ludendorff-Kaserne, Atomminen (ADM)-Kompanie des VII. US-Heereskorps.
Mutlangen:
Trainingsgelände Mutlangen: Übungsgelände für Pershing II-Raketen und Stellung in ständiger Alarmbereitschaft zur Unterstützung der Einheiten in Schwäbisch-Gmünd, erster Stationierungsort für Pershing II-Raketen im Dezember 1983 (nach dem NATO-Doppelbeschluss).
Neckarsulm:
Artilleriekaserne, Batterie C-D des 3. Bataillons der 84. Feldartillerie des US-Heeres mit 18 Pershing-Abschusseinrichtungen. – Lager für Pershing-Raketen und Atomsprengköpfe.
Schwäbisch-Gmünd:
Bismarck-Kaserne, Hauptquartier der 56. Feldartilleriebrigade des US-Heeres mit Pershing II-Raketen.
Hardt-Kaserne, Bataillon der 41. US-Feldartillerie mit 36 Abschusseinrichtungen für Pershing II-Raketen. Erste Pershing II-Raketeneinheit in Europa.
Stuttgart:
Kelley-Barracks, Hauptquartier des VII US-Korps, US-Heereskommando für die Einheiten in Süddeutschland.
Nellingen-Kaserne, 2. Versorgungskommando auf Korps-Ebene zur Unterstützung der Atomwaffenlogistik des VII. US-Korps.
Patch-Barracks, Hauptquartier Europa, oberstes Militärkommando der US-Streitkräfte in Europa. Einrichtungen des weltweiten Leit- und Führungssystems der US-Streitkräfte (WWMCCS) eröffneten den vollständigen Zugang zum Terminal, das den „Europäischen Koordinator für Atomwaffeneinsätze“ unterstützte, sowie zum Empfangsterminal des Überwachungssystems für atomare Waffen und Munition (NOMS) und dem damit verbundenen Datenterminal, ferner zu einem nachgeordneten Bodenterminal der europäischen luftgestützten Befehlszentralen sowie zum atomaren Einsatzplan (NCP), zum Planungssystem für Atomwaffeneinsätze im Krisenfall (NCPS) und zum Atomwaffenverwaltungssystem (NWAS) der US-Streitkräfte. – Das Planungszentrum für Einsätze auf dem Kriegsschauplatz war eines der drei Zielbestimmungs- und Zielplanungszentren für Marschflugkörper (Cruise Missiles) in Europa. Die Einrichtung hat auch den Namen EUCOM. Sie ist direkt dem NATO-Oberkommando für Europa im Belgischen Mons angegliedert und existiert noch heute.
(nach: Arkin / Fieldhouse: Nuclear Battelfields, athenäum 1986)
Alle 108 in Deutschland nach dem NATO-Doppelbeschluss vom 12. Dezember 1979 ab 1983 aufgestellten Pershing II-Raketen wurden in Baden-Württemberg stationiert. 36 bei Heilbronn (Waldheide), 36 bei Mutlangen und 36 bei Kettershausen Raum Neu-Ulm.
Literaturtipp: Bunker, Basen und Relikte
Weitere Links:
Stuttgart im Kalten Krieg
Behördenselbstschutz im Stuttgart