Neckar-Enz-Stellung

Nach dem 1. Weltkrieg stellte die Reichswehr Überlegungen an, wie man sich unter den gegebenen Umständen (Beschränkung des Heeres auf 100.000 Mann, Verbot von schweren Waffen, Panzern und Flugzeugen und eine 50 km breite demilitarisierte Zone nach Westen innerhalb Deutschlands) eines Angriffs von Westen erwehren konnte.

In seiner Denkschrift „Gedanken über den Krieg der Zukunft“ vom 26. Februar 1924 gab der damalige Chef der Heeres-Organisationsleitung im Truppenamt, Oberstleutnant Joachim von Stülpnagel, wesentliche Impulse in Richtung mehrerer Verteidigungslinien entlang der 50-km-Zone.

Die gegnerischen Truppen sollten in bestimmte Zonen gelenkt werden, in denen die Reichswehr aus geografisch und strategisch günstigen Positionen heraus einen effektiven Abwehrkampf führen konnte.

Der Konzeption liegen die Erfahrungen der Stellungskämpfe im 1. Weltkrieg zugrunde. Da Deutschland der Bau von Festungswerken verboten war, wurde ein Konzept der „strategischen Defensive“ bzw. des „operativen und strategischen Hinhaltens“ für eine Armee entwickelt, die weitgehend aus einem Heer mit leichter Bewaffnung bestand. Die Flussläufe von Neckar und Enz wurden als natürliche Hindernisse fest einkalkuliert.

Entlang dieser Linie waren mehrere hundert Bauwerke vorgesehen, die die Verteidigungsaufgaben des Heeres unterstützen sollten. Es waren zumeist Infanterie-Unterstände und MG-Nester, die durch Grabensysteme verbunden waren.

Im Verteidigungsfall sollten in diese Linie unterstützende Artillerie eingruppiert werden. Allerdings war auch den Planern der Anlagen klar, dass ein nach dem Muster der Offensiven des 1 Weltkriegs geführter Angriff durch eine solche Linie alleine nicht gestoppt werden konnte. So wurden Zonen definiert, in deren Tiefe weitere Befestigungsbauten, Sperranlagen und Hindernisse den gegnerischen Vormarsch zum Erliegen bringen sollten.

Die Planungen wurden bis Dezember 1925 um weitere Vorgaben erweitert. Die Reichsregierung legte dann das Projekt im Interesse einer politischen Annäherung an Frankreich jedoch auf Eis.

1935 wurde im Rahmen des zweiten Rüstungsprogramms des Deutschen Reichs (1933 bis 1938) doch noch mit dem Bau begonnen. NS-Führung und Wehrmacht sahen es als notwendig an, die zunehmende Loslösung Deutschlands vom Versailler Vertrag gepaart mit der offensiven Territorialpolitik durch entsprechende Verteidigungsmaßnahmen abzusichern. Bis auf wenige Erweiterungen wurde das ursprüngliche Konzept aus den zwanziger Jahren unverändert umgesetzt. Anfang 1938 umfaßte die Neckar-Enz-Stellung 450 Bauwerke, von denen viele bis Kriegsende keinen einzigen Schuß abgaben. Von der benachbarten Zivilbevölkerung wurden sie freilich bald geschätzt: Als zivile Luftschutzräume freigegeben, boten sie vielerorts schnell und zuverlässig Schutz vor alliierten Bombenangriffen.

Wir kooperieren mit dem Bunkermuseum im Museumsbunker Ro1 in der Brandhalde in Bissingen. Der Bunker zeigt die Original-Ausstattung, wie sie beim Bau der Neckar-Enz-Stellung vorgesehen war und bietet einen Überblick über die Ausdehnung und Konzeption der Neckar-Enz-Stellung.

Zum Weiterlesen:
Die Neckar-Enz-Stellung in Bietigheim

Die Neckar-Enz-Stellung bei Bissingen

Die Neckar-Enz-Stellung bei Unterriexingen