Splittergräben des Lagers Schlotwiese

Die Juli-Angriffe am 25. und 26.07.1944 stehen in der Geschichte der Stadt Stuttgart vor allem für die großflächige Zerstörung der Stuttgarter Innenstadt.

Vier Tage zuvor, am Freitag, den 21. Juli 1944, flog die USAAF einen Angriff gegen die Hirth-Motorenwerke in Stuttgart-Zuffenhausen. Das am Stadtwald zwischen Zuffenhausen und Neuwirtshaus gelegene Flugmotorenwerk war 1941 in die Ernst Heinkel Flugzeugwerke eingegliedert worden, der Name Hirth wurde jedoch beibehalten.

Der Angriff erfolgte am Vormittag zwischen 11:04 h und 11:12 h mit 25 Bombern. Es ist davon auszugehen, dass mindestens die Schweren Flakbatterien Gerlinger Höhe, Korntal, Weilimdorf, Burgholzhof, Mühlbachhof und Kornwestheim den Bomberverband unter Feuer nahmen.

Heinz Bardua schreibt in „Stuttgart im Luftkrieg 1939-1945“ über diesen Angriff: „Im Rahmen der großangelegten Vernichtungsoffensive gegen die deutsche Luftfahrtindustrie erfolgte auch dieser Schlag gegen die Hirth-Motorenwerke, dessen Opfer hauptsächlich ausländische Arbeiter waren, die durch den Volltreffer einer Sprengbombe auf einen Splittergraben im Wald zwischen Zuffenhausen und Feuerbach ums Leben kamen.“

Die Stuttgarter Stadtverwaltung gab die Zahl der geworfenen Sprengbomben mit ca. 160 an. Die Hirth-Werke wurden knapp verfehlt. Das Stadtarchiv Stuttgart verfügt über eine Karte, auf der die ermittelten Bombeneinschläge eingezeichnet sind.

Demnach fielen
68 Bomben in den Wald im Bereich Lemberg, Bebenhäuser, Feuerbacher Höhenweg
25 Bomben auf Feuerbach im Bereich Hattenbühl, Grund, Schelmenäcker
2 Bomben auf das Lager Schlotwiese
5 Bomben im Bereich der heutigen Parkrealschule
5 Bomben im Bereich Schlittenbahn / Schelmenwasen, wo sich der Luftschutzstollen der Hirth-Werke befand.

Im Bebenhäuser, zwischen Bußallee und Hirschsprungallee sind noch heute zahlreiche Bombentrichter erhalten, von denen viele diesem Angriff zugeordnet werden können.

Daneben sind aber auch die Reste eines umfangreichen Systems aus Laufgäben erhalten. Ihre charakteristische Zick-Zack-Struktur zeichnet sich als teils 20-30 cm tiefe Mulden im Boden ab. Teilweise sind Grabensegmente aber noch bis zu 1,50 m tief im Gelände vorhanden. Das System erstreckt sich über eine Fläche von ca. 400 – 500 m Breite und 30 m Tiefe. Die Entfernung zum ehemaligen Lager Schlotwiese beträgt ca. 450 – 500 m.

Nach bisherigem Stand der Forschung handelt es sich hierbei um die Reste der Splittergräben, die die Zwangsarbeiter des Lagers Schlotwiese als behelfsmäßigen Schutz gegen Luftangriffe gegraben haben. Bei diesem Angriff kamen 31 Menschen ums Leben und 29 wurden verletzt.

Die lokalen Medien und Berichte der Stadtverwaltung kommentierten den Luftangriff nur knapp, da die Schäden und die Opfer unter der Zivilbevölkerung gering waren. Außerdem beherrschte das am Tag zuvor erfolgte Attentat auf Hitler durch Graf Stauffenberg die Medien.

Das Grabensystem ist wohl das umfangreichste auf Stuttgarter Gemarkung, dessen Struktur und Verläufe bis heute erhalten sind.