Bahnhof Feuerbach

Der Winkelturm am Bahnhof Feuerbach besteht primär aus einer eisenlosen Umwandung aus Stampfbeton, die im untersten Stockwerk 2,8 m dick ist und unter dem Dach 1,5 m. Damit liegt die Konstruktion oberhalb der Vorschriften, die eine Mindestdicke von 2,00 Metern in Geländehöhe und 1,5 Metern unter der Decke vorschrieb.

Das 1939 von Wayss & Freytag errichtete Bauwerk mit einem Schutzplatzangebot für rund 300 Personen trägt alle Merkmale des bei Brüggemann aufgeführten Turm 3 für 305 Personen. Auf Grund des kegelförmigen Dachs wäre die amtliche Klassifizierung RL 3-40/1. Der Turm ist 21 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 12,8 Metern.

Winkeltürme haben in der Regel zwei Eingänge auf unterschiedlicher Höhe an gegenüberliegenden Seiten, so auch der Turm in Feuerbach. Die aufwändige Metallkonstruktion, die dort heute zum oberen Eingang führt, wurde allerdings erst deutlich später angebracht. Üblicherweise führte zum oberen Eingang eine Holztreppe. Viele Winkeltürme hatten zusätzlich festmontierte Leitern aus Stahl, die im Falle eines Treffers der Holztreppe den Ausstieg aus der oberen Türe sicherstellen sollten.

Für die 1938 patentierten Turmvarianten propagierte Winkel versetzte Halbgeschosse sowie Sitztreppen, wie sie im Feuerbacher Winkelturm ausgeführt sind. Es handelt sich letztlich um eine Art Wendeltreppe, einer mittelalterlichen Reitertreppe nicht unähnlich, die sich im Turm nach oben windet, und auf der quer zur Treppe Holzbänke angebracht werden konnten. Zum Teil gab es aber auch nur Stehplätze.

Die Treppenkonstruktion windet sich um einen in der Bauwerksmitte senkrecht angeordneten Versorgungsstrang, der die Belüftung, die Elektrik und auch die Abwasserleitung enthält.

Für die Belüftung gibt es in der Bunkerwand verschließbare Öffnungen, die einen natürlichen Durchzug schafften. Waren sie geschlossen, musste über einen Kompressor im obersten Stockwerk des Turms die Belüftung mit Muskelkraft – in manchen Fällen mit Elektromotor – sichergestellt werden. Die Filteranlagen sind direkt über dem Kompressorraum in die Turmspitze eingebaut.

Der Winkelturm in Feuerbach wurde ursprünglich auf Bahnterritorium errichtet und war für Arbeiter aus der Umgebung, Bahnangestellte und Reisende vorgesehen. Für die Zivilbevölkerung wurde der Tiefbunker unter dem Bahnhofsvorplatz gebaut, dessen Eingang nur wenige Meter entfernt liegt.

Zivilschutzbindung / Denkmalschutz / Museum

Während die anderen Winkeltürme in Stuttgart in Laufe der Zeit entfernt wurden, blieb der Feuerbacher Turm als letzter Winkelturm überhaupt in Zivilschutzbindung als Schutzbauwerk z.B. für Katastrophenfälle. Daran änderte sich auch nichts, als er 1988/89 im Zuge des Stadtbahnbaus und der damit verbundenen Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes mit Taxi-Stand und Busbahnhof in das Gesamtkonzept eingebunden wurde. Der Bunker wurde außen sandgestrahlt und anschließend in die Bushaltestelle integriert, deren Dach er heute trägt.

Die Luftschutzbindung endete erst im Mai 2008. Seither dient er ausschließlich als Museumsbunker des Vereins Schutzbauten Stuttgart e.V. und beherbergt eine Ausstellung zu den Luftangriffen auf Stuttgart im 2. Weltkrieg. Inzwischen steht der Bunker unter Denkmalschutz. 2010 wurde das Ziegeldach originalgetreu rekonstruiert.