Am Wilhelmsplatz Bad Cannstatt wurde im Sommer 1940 an der Ecke Seelbergstraße / Waiblinger Straße ein zum Feuerbacher Exemplar baugleicher Winkelturm errichtet. Er wurde am 29. Juli 1973 gesprengt, um Platz für ein neues Wohn- und Geschäftshaus zu schaffen. Die Maßnahme stand im Zusammenhang mit der Neugstaltung des Wilhelmsplatzes, für die auch der zweithöchste Hochbunker Stuttgarts an der Ecke Ecke König-Karl-/Wilhelmstraße weichen mußte.
Der Bauplatz des Winkelturms war im Garten der jüdischen Fabrikantenfamilie Marx, die in den Jahren 1938-1939 gezwungen worden war, ihre Mechanische Gurten- und Bandweberei in Cannstatt und Neuffen zu verkaufen. Die Gebäude Seelbergstraße 1, 1a und 1b erwarb die Stadt am 03. November 1939. Teile der Familie konnten in die USA emigrieren. „Wegen der geplanten Auswanderung“, seien die Erben des Fabrikanten Eduard Marx zum Verkauf „gezwungen“. Babette Marx blieb in Cannstatt und wohnte zuletzt im Haus der Familie in der Seelbergstraße 7. In den Räumen dieses Hauses trafen sich auch zunächst noch Teile der jüdischen Gemeinde nach der Zerstörung der nahe gelegenen Cannstatter Synagoge in der Pogromnacht am 9. November 1938.

Der Bau des Hochbunkers war mit Babette Marx nicht abgestimmt worden, und nach seiner Fertigstellung hatte sie als Jüdin auch kein Recht darauf, den Bunker zu betreten. Ihre Wohnung in der Seelbergstraße musste sie am 13. März 1942 aufgeben. Sie wurde ins jüdische „Altersheim“ nach Dellmensingen verbracht und am 22. August 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 14. Oktober 1942 starb. Das Haus der Familie Marx und die Nachbargebäude wurden alle im Krieg zerstört. Nach dem Krieg befand sich im Winkelturm Seelbergstraße eine Zeit lang ein Blumenladen.