Kunstbunker

Drei Namen sind mit dem Kunstbunker der Stadt Nürnberg untrennbar verbunden: Julius Lincke, Leitung der Abteilung Denkmalpflege des Hochbauamts, Heinz Schmeißner, Leiter des Hochbauamts und Dr. Konrad Fries, Leiter des Dezernats XI für Luftschutz und Ernährung.

Als hochgestellte Beamte waren vor allem Heinz Schmeißner und Dr. Fries maßgeblich für die Baumaßnahmen für den Zivilschutz verantwortlich, wie z.B. die Hochbunker in Nürnberg. Das Trio war sich allerdings auch frühzeitig bewusst, dass in einem künftigen Krieg ein Angriff aus der Luft nicht nur Menschen töten und Wohnraum vernichten, sondern auch Kulturschätze zerstören würde.

Weitsicht

Lange bevor man unter dem Eindruck der zunehmenden Zerstörung deutscher Städte durch die Luftangriffe der Alliierten im ganzen Reich hektisch nach Möglichkeiten der Einlagerung für Kunst- und Kulturschätze suchte, war man sich in Nürnberg einig, dass man eine Lösung für dieses Problem brauchte. Offizielle Unterstützung gab es für das Vorhaben zunächst jedoch nicht.

Obwohl die NSDAP seit 1933 das Thema Luftschutz propagandistisch zu einem Thema höchster Priorität aufbauschte, um die Bevölkerung auf die Rüstungsprogramme der Luftwaffe und des Heeres einzustimmen, war der Partei in Nürnberg der zügige Aufbau des Reichsparteitagsgeländes wichtiger als der Schutz von Kunstwerken. Um den Kunstbunker dennoch realisieren zu können, wurde Material heimlich von der Baustelle der großen Kongresshalle abgezwackt und für den Ausbau eines ehemaligen Brauereikellers in der Oberen Schmiedgasse verwendet, der unmittelbar in den Burgberg führt.

Der Ort war ausgewählt worden, weil in ihn mit kleinen Fuhrwerken direkt eingefahren werden konnte, und er dank seiner Lage an der Burg trotzdem eine mächtige Überdeckung aufwies.

Ausbau

Die Kellergewölbe wurden zunächst mit Eisenbeton ausgekleidet, um so eine erheblich verbesserte Festigkeit zu erhalten. Teilweise wurde danach eine Ziegelschicht aufgemauert. Anschließend wurde eine Dämmschicht aufgebracht, die mit Heraklitplatten verkleidet wurde. In manchen Räumen wurde auf das Heraklit eine weitere Dämmschicht gelegt.

Diese unterschiedlichen Auskleidungen des früheren Kellergewölbes sind noch heute im Kunstbunker erhalten, da das Bauwerk nach dem Krieg und der Rückführung der eingelagerten Gegenstände weitgehend sich selbst überlassen wurde.

Auch die mächtigen Rohre der Klimaanlage, die für konstante Raumluftbedingungen sorgte, sind noch vorhanden, genauso wie die Stahltore, der Bereitschaftsraum für das Wachpersonal oder die Toilette.

Neben Gipsreplikaten und Originalverpackungskisten für Kunstwerke enthält der Kunstbunker heute zahlreiche Fotos der einst eingelagerten Kunstwerke, die nicht nur aus Nürnberg, sondern zum Teil auch aus anderen Städten hier untergebracht waren und so sicher den Krieg überstanden. Ein dreidimensionales Modell der Nürnberger Luftschutzanlagen kann dort ebenfalls besichtigt werden.

Kfriegsende

Auch die Reichskleinodien waren in den Kunstbunker verbracht worden. Um diese in der NS-Propaganda immer wieder bemühten Symbole der deutschen Kaiser und des Reiches nicht zum Schluss noch in hektischen Verlagerungsaktionen zu verlieren, inszenierten Lincke, Schmeißner und Fries 1945 einen scheinbaren Abtransport dieser Kunstschätze. Während leere Kisten unter den Augen der Bevölkerung und der Partei die Stadt verließen, versteckten sie die Kleinodien an einem sicheren Ort. Die Aktion führte nach Kriegsende zu einer Anklage in der der Vorwurf erhoben wurde, das Trio habe im Glauben an den Endsieg die Schätze für eine triumphale Rückkehr der Deutschen nach Nürnberg aufbewahren wollen.

Obwohl die Angeklagten dies vehement bestritten, wurden alle zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, die sie teilweise auch absitzen mussten. Zeitzeugen berichten, dass in der Stadtverwaltung mehrfach für ihre Familien gesammelt wurde, um deren Lebensunterhalt zu sichern.