Dorothee Wein / Volker Mall / Harald Roth: Spuren von Auschwitz ins Gäu – Das KZ-Außenlager Hailfingen/Tailfingen
Markstein Verlag Filderstadt, 2007, ISBN: 978-3-935129-31-2, 264 Seiten
1938 wurde mit dem Bau des Flughafens Hailfingen / Tailfingen begonnen. Bis zum Westfeldzug hatten der Reichsarbeitsdienst und die Bautrupps die grundlegenden Arbeiten erledigt. Doch der Flugplatz war noch nicht einsatzbereit. Nach der Kapitulation Frankreichs passierte auf dem Areal zwei Jahre fast nichts. Erst 1943 wurde wieder ernsthaft weitergebaut. Im Frühjahr 1944 wurde das Bauvorhaben schließlich „dringend“. Zu diesem Zeitpunkt hatte man eine notdürftige Bereitschaft für den Einsatz von Nachtjägern geschaffen. Gleichzeitig bemühte sich die Organisation Todt um Arbeitskräfte für den nun anstehenden Ausbau. Hatte man zunächst Kriegsgefangene unterschiedlicher Nationen eingesetzt, kamen im September 1944 deportierte Griechen auf die Baustelle und im November 600 jüdische KZ-Häftlinge. Der Flugplatz wurde zum Außenlager Hailfingen/Tailfingen des KZ Natzweiler-Struthof.
Die Häftlinge wurden in einem Hangar untergebracht. Als Toilette diente eine offene Grube mit Balken. Im Lager wimmelte es von Läusen und Insekten. Die Mangelernährung in Verbindung mit schwerer körperlicher Arbeit und fehlender Bekleidung trugen wesentlich zur hohen Todesrate bei.
Bis zur Auflösung des Außenlager Hailfingen/Tailfingen im Februar starben mindestens 170 der 600 Häftlinge. Das Schicksal von rund 220 ist bis heute nicht geklärt.
Die Autoren haben nicht nur die Geschichte des Flugplatzes vom Beschluss des Bauvorhabens bis zu den Unstimmigkeiten zwischen Franzosen und Amerikanern nach dem Krieg und der sehr unterschiedlichen heutigen Nutzung des Areals recherchiert. Sie legen auch sehr detailliert die Einsätze der unterschiedlichen Arbeitskommandos auf dem Flugplatz und den umliegenden Einsatzorten dar. Dabei nimmt das Schicksal der 600 Juden den größten Platz ein, da hier die meisten Zeitzeugenberichte und Dokumente vorlagen.
Auch die Versuche seitens der Bevölkerung und einiger Lokalpolitiker das Wissen um das Außenlager mit seinen Todesopfern möglichst verschwinden zu lassen werden angesprochen. Letztlich konnte aber doch eine Dokumentationsstätte eingerichtet werden, die eine Spurensuche auf dem weitgehend verschwundenen Flugplatz ermöglicht. Dies ist nicht zuletzt das Verdienst der Autoren, die sich in der Initiative für das Dokumentationszentrum mit viel Energie eingebracht haben und ihr Wissen in dieses Buch eingehen ließen.
Während das stark verwandte Projekt in Echterdingen letztendlich im Flughafen Stuttgart aufging, verschwanden etliche Flugplätze in der Region unter Wäldern, Feldern und Wiesen. So etwa Oedheim, Großsachsenheim oder Hailfingen. Gerade bei solchen Orten kann der Wert einer geschichtlichen Aufarbeitung nicht hoch genug angesetzt werden, da sie sonst vollkommen vergessen würden.
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