Hemmingen Kaiserstein

Südlich des Hemminger Ortsrands unweit der Alten Schöckinger Straße befindet sich neben einem Spielplatz eine kleine Grünanlage mit dem sogenannten „Kaiserstein“.

Kaisermanöver und Gedenkstein

Im September 1885 fand das große Kaisermanöver im Strohgäu statt. Am 22.09.1885 lag der Schwerpunkt des Manövers im Raum Hirschlanden – Schöckingen – Hemmingen.

Auf der damals als Höhe 346 verzeichneten Anhöhe wohnte Kaiser Wilhelm I. mit seinem Gefolge an diesem Tag dem Manövergeschehen auf den umliegenden Feldern bei. Am Vortag hatte er mit seinem adligen Troß das Hemminger Schloss besucht.

Nach dem Tod Wilhelm I. wurde auf dieser Höhe ein pyramidenförmiges Steindenkmal, der „Kaiserstein“ errichtet, um an den kaiserlichen Besuch zu erinnern. Die Pyramide wurde mit einem eingelassenen Reliefbild und einem Adler aus Metall verziert. Die Einweihung erfolgte am Pfingstmontag, den 10.06.1889.

Während der Revolution 1918 wurde das Denkmal stark beschädigt und alle Metallteile (Adler, Gedenktafel) entfernt. Diese wurden 1933 durch einen neuen Adler und eine neue Inschrift ersetzt, die Ende des 2. Weltkriegs ihrerseits verschwanden.

Der dritte, in der Nachkriegszeit angebrachte Adler wurde 1980 von unbekannten entfernt. Seither wurde er nicht wieder ersetzt. Heute befindet sich neben dem Kaiserstein ein Kinderspielplatz.

Scheinwerferstellung

Die gute Sicht über das Umland von dieser Stelle wusste auch die Luftwaffe zu schätzen. So wurde auf mehreren Ackergrundstücken im Gewann Krummes Land neben dem „Kaiserstein“ schon kurz vor Kriegsbeginn 1939 eine Scheinwerferstellung der Flak errichtet.

Der Bau der Stellung erfolgte im August 1939, ab 26.08.1939 war sie mit der 2. Batterie, Reserve-Flakscheinwerfer-Abteilung 258 belegt. Ihr folgte eine andere Einheit, die bis März 1941 dort verblieb. Danach war die Stellung kurzzeitig nicht besetzt, ehe sehr wahrscheinlich die 11. Scheinwerfer-Batterie/Flak-Regiment 25 dort in Stellung ging, die bis Ende 1941 blieb.

Zur Stellung gab es einem geschotterten Zufahrtsweg und eine elektrische Leitung für den Scheinwerfer. Auf dem Gelände waren mehrere Baracken, Splitterwehren und ein hölzerner Beobachtungsturm mit einem Grundriss von 10 x 10 m errichtet worden. Neben dem Scheinwerfer verfügte die Stellung auch über ein Horchgerät.

Ende 1941 wurde die Stellung aufgegeben und sich zunächst selbst überlassen. 1942 soll sie verwahrlost gewesen sein.

Anfang 1943 wurde die Stellung abgebaut und die Fläche wieder der Landwirtschaft zugeführt. Das Wiederherstellen der Grundstücke überließ die Luftwaffe den Grundstückseignern.

Im Laufe des Jahres 1943 wurde auch der Turm entfernt und alle Überreste der Stellung beseitigt.
Aus heutiger Sicht mag die Standortwahl für einen Scheinwerfer zunächst nicht einleuchten. Zu Beginn des Krieges war der Standort jedoch sehr gut gewählt. Die Scheinwerferstellung lag nordwestlich von Stuttgart und damit in der erwarteten Einflugrichtung britischer Bomber.

In ca. 6 km Luftlinie wurde zu dieser Zeit die Schwere Flakbatterie Gerlinger Höhe errichtet, für die der Scheinwerfer in Hemmingen die Flugzeuge auffassen sollte, damit sie bekämpft werden konnten. Es muss allerdings in der näheren Umgebung weitere Scheinwerferstellungen gegeben haben, da diese üblicherweise nicht isoliert postiert wurden. Für die Kanoniere der Flak sollte das Flugzeug idealerweise im Schnittpunkt von 2 oder 3 Scheinwerferstrahlen angeleuchtet sein.

Im Laufe des Krieges wurden die Flakkräfte und auch die Scheinwerfer immer wieder umgruppiert, so dass die Auflösung der Stellung Ende 1941 nichts Ungewöhnliches darstellt. Leider sind die einstigen Standorte vieler Flak-Scheinwerfer heute kaum noch bekannt, die Stellungen verfügten über keine massiven Bauten, von denen noch Reste erhalten sein könnten. So ist der Kaiserstein nicht nur Erinnerung an den Kaiserbesuch und das Kaisermanöver 1885, sondern auch eine der wenigen Landmarken, die heute noch auf eine einstige Scheinwerferstellung im nahen Stuttgarter Umland hinweist.

Offizielle Information der Gemeinde Hemmingen zum Kaiserstein