
Eintrag im „Stattbuch für Stuttgart“ 1981. Der alternative Stadtführer erschien erstmals Ende der 1970er Jahre. Der Bunker unter dem Wilhelmsplatz war damals als kulturelles Zentrum an unterschiedlichste Projekte und Initiativen vermietet. Mitte der 1980er Jahre endete die bunte Mischung und Musiker übernahmen die Räume. Der Bunker wurde zum Proberaum.
Wie vielfältig die Bunker in Stuttgart für kulturelle Zwecke, aber auch für andere Initiativen genutzt wurden, wird auch bei einem Gespräch mit Peter Schano deutlich, der selbst sagt, er habe eigentlich nichts zu erzählen.
Peter Schano spielte jahrzehntelang als Schlagzeuger mit vielen Musikern und Projekten in Stuttgart. Bereits in den 1960er Jahren war er als Beat-Musiker unterwegs. Später kam er in der Bunkerwelt ein wenig herum: Im Laufe seines Musikerlebens probte er in drei Bunkern.
„Das waren aber meist nur Projekte, und keine richtigen Bands. Man probte zusammen, aber so eine echte Band wurde das halt oft nicht. Da hatte man dann auch häufig nichtmal einen Namen für das Projekt“, erinnert er sich. Mit einem solchen Projekt war er einige Zeit im Hochbunker an der Rosensteinbrücke in Bad Cannstatt und nutzte jenen Übungsraum, den zuvor schon Spratzel Strull genutzt hatten.
Eine richtige Band waren hingegen die „El Zechos“, bei denen Peter Schano einige Jahre das Schlagzeug bediente. Die Band ist Stuttgarter Musik-Urgestein. Seit den 1970er Jahren spielen sie in unterschiedlicher Besetzung, lösten sich wohl zwischenzeitlich auch mal auf und sind aber mittlerweile immer wieder live zu sehen.
Peter Schano spielte auch mit unterschiedlichen Musikern zusammen im Bunker in der Eierstraße. Das erste Domizil war der Raum, der unmittelbar hinter dem Bunkereingang liegt. Diesen nutzte er auch einige Zeit für sich alleine. „Es ist halt einfach praktisch,“ sagt er, „ich bin da teilweise tagsüber in den Bunker, wenn ich halt Zeit hatte. Und man kann ja auch abends bis in die Puppen trommeln, ohne dass es jemanden stört. Die Nachbarn hören ja nichts davon.“ So sind es vor allem pragmatische Gedanken, die er mit den Bunkern als Proberäume verbindet. Viele Musiker haben sich über die Bauwerke selbst wenig Gedanken gemacht.
Nicht jeder ist geschichtsinteressiert. Dieser unvorbelastete Umgang mit den Bauwerken führt aber auch zu einer Versachlichung der Diskussion um die Bunker. Den Musikern symbolisieren diese Gebäude keine wie auch immer geartete Ideologie. Sie sind froh über Räume, in denen sie frei musizieren können, ohne Konflikte mit der Nachbarschaft fürchten zu müssen. Und so tragen die Bunker seit Jahrzehnten zum musikalischen Schaffen der Stadt bei.
Als Peter Schano die „El Zechos“ kennenlernte suchten diese gerade einen Proberaum. Der Schlagzeuger wusste, dass im Bunker Eierstraße noch ein geeigneter Raum im rückwärtigen Teil leer stand. So fragte man bei Amt für Zivilschutz nach, das damals am Marienplatz residierte und für die Bunker und deren Vermietung an zivile Interessenten zuständig war. Die erste Reaktion war eine Absage. Zum Glück für die Band hatte einer der Musiker ein CDU-Mitglied in der Verwandtschaft, das sich dem Anliegen der „Zechos“ annahm. Vermutlich stufte man beim Amt den politischen Fürsprecher als seriöser ein als die Musiker. Jedenfalls kam im zweiten Anlauf ein Mietvertrag für den angefragten Raum zustande und die „El Zechos“ zogen in den Bunker Eierstraße ein.
Den Raum hinter dem Bunkereingang übernahm Eckardt Dietel. Zusammen mit Uli Grözinger richtete er ihn aufwändig her und machte daraus das Domizil das die Not Named Band noch heute nutzt.
Gegen Mitte der 1980er Jahren stellte Peter Schano sein Schlagzeug in den Tiefbunker unter dem Wilhelmsplatz. „Da ging man beim ‚La Concha‘ die Treppe runter. Als wir da einzogen war da ja noch alles Mögliche in diesem Bunker. Da war eine Frau, die Dynamische Meditation anbot, von manchen auch als Schrei-Therapie bezeichnet. Das ist natürlich in so einem Bunker ideal. Aber da waren noch viele andere solche Projekte drin, die zogen dann nach und nach aus. Es weiß zum Beispiel auch kaum noch jemand, dass da ab ca. 1980/81 die Bhagwans drin waren, Sannyasins nannten die sich ja. Die sind dort aber auch um Mitte der 80er Jahre raus.“
Der Übungsraum lag nahe dem zweiten Zugang. Um dorthin zu gelangen mussten die Musiker den Bunker weitgehend durchqueren. Die Musiker „öffneten“ den Bunker für andere. Zwar gab es keine Werbung oder offizielle Konzerte, also keinen direkten Publikumsverkehr. Aber, so Peter Schano, es war „jeden Freitag offen für Sessions. Hier gab es einen festen Kern von Leuten, zu denen immer wieder andere hinzukamen.“ – Der Bunker wurde so für einen ganzen Kreis von Musikern zum Zentrum für Kreativität.