- Eines der drei noch erhaltenen Lagerhäuser der Munitionsniederlage Althengstett.
- Die Fensterläden aus Holz wurden auf der Außenseite mit Blech verkleidet.
- Die großen Tore wurden nachträglich erneuert. Auch die Dachrinne ist neu.
- Die Doppeltüren sind noch original aus dem Jahr 1940.
- Das Lagerhaus erhielt auch ein komplett neues Dach.
- Das zweite noch erhaltene Lagerhaus ist kleiner und verfügt nur über zwei Tore.
- Auch hier wurde das Dach erneuert und eine moderne Dachrinne angebracht.
- Das dritte Lagerhaus, das in Althengstett noch steht wurde mit Holz verkleidet und wird forstwirtschaftlich genutzt.
- Trotz Modernisierung und Umbau sind aber auch hier die charakteristischen Doppeltüren und Fensterläden noch immer vorhanden.
- Das Wachhaus der Munitionsniederlage wirkt auf den ersten Blick wie ein Forsthaus.
- Der Wechsel von Naturstein und Putz in der Fassade entspricht dem Zeitgeist der 1930er Jahre.
- Nur wer das Gebäude mit den Wachhäusern anderer Munitionsniederlagen vergleicht, stellt fest, dass es sich um ein genormtes Regelbauwerk handelt.
Im Rahmen der Ausbaus der Luftverteidigungszone (LVZ) West in Süddeutschland begannen in Althengstett im August 1939 die Arbeiten für die Munitionsniederlage im „Unteren Wald“ (Gemeindewald-Distrikt I).
Die Anlage von Munitionsniederlagen folgte einem normierten Plan, der den jeweiligen lokalen Gegebenheiten so weit wie nötig angepasst wurde. Vorgesehen war eine Ringstraße in einem Waldgrundstück, die durch eine Stichstraße in zwei Halbkreise geteilt wurde. An diesem Wegesystem wurden die normierten Lagerhäuser errichtet, an der Zufahrt zur Munitionsniederlage wurde ein Wachhaus gebaut, das ebenfalls auf einem genormten Bauplan basierte. Diesen Bestrebungen nach Normung ist es zu verdanken, dass die ehemaligen Munitionsniederlagen noch heute in vielen Fällen gut identifiziert werden können, auch wenn die Lagergebäude oft abgerissen oder umgenutzt wurden.
Das Wegesystem aus Ring- und Stichstraße ist in Althengstett noch genauso erhalten wie drei der ursprünglich 12 Lagerhäuser und das Wachhaus. Insbesondere die stark an Gebäuden für das Jagdwesen oder die Forstwirtschaft orientierte Optik der Wachhäuser hat an mehreren Standorten dafür gesorgt, dass diese Gebäude selbst in der lokalen Bevölkerung kaum noch mit der militärischen Vergangenheit in Verbindung gebracht werden. So war auch in Althengstett kaum bekannt, dass das ausgesprochen gut erhaltene und von privaten Initiativen genutzte Wachhaus ein Bestandteil der Munitionsniederlage ist.
Für das Lagerareal hatte das Luftgaukommando VII eine Fläche von 11 Hektar und 55 Ar reserviert. Die teils bereits vorhandenen Wege wurde teils verbreitert und befestigt, die Zufahrt zum Lager, der „Mönchwasenweg“, erhielt bis zum Lagereingang eine feste Fahrbahndecke. Die Munitionsniederlage wurde komplett mit einem Zaun umgeben.
Die Munitionsniederlage sollte ursprünglich als rückwärtiges Munitionslager der Schweren Flakbatterie Calw dienen. Das Batteriegelände befand sich im Bereich des „Schafstalls“, oberhalb von Heumaden. Aus diesem Grund wird sie auch als Batterie Heumaden bezeichnet. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Schweren Flakbatterie in Stuttgart-Heumaden.
Den ursprünglichen Planungen der Luftwaffe zufolge hätten die Bauarbeiten für die Infrastruktur der LVZ West in Süddeutschland bereits im März 1939 beginnen sollen. Doch wie auf allen – zumeist zeitlich parallel betriebenen Baustellen – für die Wehrmacht in dieser Zeit, konnten die vorgegebenen Fristen nicht eingehalten werden. Der immense Bedarf an Material und Baustoffen konnte nicht plangemäß befriedigt werden und auch der Mangel an Arbeitskräften machte sich deutlich bemerkbar. Auch das wochenlange Regenwetter im Hoch- und Spätsommer 1939 erschwerte den Baufortschritt im „Unteren Wald“. So wurde die Munitionsniederlage erst am 10. Oktober 1940 fertiggestellt, zu einem Zeitpunkt also, als der Feldzug gegen Frankreich längst abgeschlossen war und die LVZ West eigentlich bereits wieder aufgelöst wurde.
Für Althengstett ergab sich aber eine neue Verwendung. War bereits ab August 1940 Flak-Munition in der noch im Bau befindlichen Munitionsniederlage eingelagert worden, entwickelte es sich vor allem im Sommer 1941 während des Feldzugs gegen Jugoslawien und Griechenland zu einem stark genutzten Zwischenlager, das lokalen Quellen zufolge alle drei Wochen leergeräumt und wieder neu befüllt wurde. Ende Mai 1941 lagerten in allen 12 Lagerhäusern Fünf-Zentner-Bomben, die z.B. als Standardbomben der Ju 87 „Stuka“ eingesetzt wurden.
Die Munitionsniederlage wurde offenbar seit Sommer 1941 zu einem Zwischenlager der Muna Haid bei Großengstingen, die über ihre Zwischenlager die Luftwaffe mit Abwurfmunition versorgte. Die Gemeinde Althengstett erhielt im Oktober 1942 einen Mietvertrag vom Luftgaukommando VII über das Munitionslager, dessen Beginn auf August 1939 rückdatiert wurde. Der Vertrag wurde am 27. März 1943 angeschlossen.
Wahrscheinlich endete die Nutzung als Zwischenlager für die Luftwaffe aber zum Ende des Jahres. 1944 erhielt die Gemeinde keine Mietzahlungen mehr. Stattdessen wurde der Umbau in ein „Durchgangslager“ diskutiert, der jedoch verworfen wurde. Zum Kriegsende lagerte in den Gebäuden unterschiedliche zivile und militärische Bestände. Einer Inventur vom 23. Juni 1945 zufolge waren diverse Maschinen, Möbel, Apothekenbedarf in größerem Umfang, Funkgeräte, Kabel und in einem der 12 Häuser auch noch Munition und Sprengstoff.
Heute ist zumindest eines der drei noch verbliebenen Lagerhäuser forstwirtschaftlich genutzt.
Weitere Informationen zu Althengstett im Nationalsozialismus enthält das Buch „Althengstett, Neuhengstett und Ottenbronn 1933-1949“.