Fliegerhorst – Home Base

Michael Sylvester Koziol: Fliegerhorst – Home Base

H.Stumpf  Verlag, Bad Wimpfen 1986, ISBN 3-925772-10-3, 208 Seiten

1934 startete eine Gruppe von Segelflugfreunden eine Initiative für einen eigenen Segelflugplatz in Schwäbisch Hall Hessental. Bis dahin lagen die Zentren des deutschen Segelflugsports auf der Schwäbischen Alb und auf der Wasserkuppe in der Rhön.

Der Vorstoß fand rasch Freunde, die jedoch nicht immer die gleichen Ziele wie die Flugsportler hatten. So schaltete sich rasch die „Süddeutsche Lufthansa AG Schwäbisch Hall“ ein, eine Tarnorganisation der noch im Verborgenen sich aufbauenden Deutschen Luftwaffe.

So gab es zwar ab 1936 einen Flugplatz in Schwäbisch Hall, aber er hatte mit den Ideen der Segelflieger nicht sehr viel gemein. Eine feste Start- und Landebahn hatte er zunächst auch nicht. Die wurde erst während des Krieges gebaut, in dem der Flugplatz eine wechselvolle Geschichte erlebte.

Im Mai 1940 starteten Bomber in Richtung Frankreich von Schwäbisch Hall. Später waren Schulungs- und Reserveeinheiten stationiert. Auch Nachschub für das Afrika-Korps wurde von Schwäbisch Hall per Flugzeug auf den Weg gebracht, und gegen Kriegsende waren zeitweise Nachtjäger dort stationiert.

Zwei Nutzungen sind freilich von besonderem Interesse und haben immer wieder Legenden und Spekulationen genährt. So war im nahe gelegenen Bannwald ein Übungsgelände für Abwurfmunition eingerichtet worden, wo sogar eine Schiffsattrappe aufgebaut war. Während des Krieges wurden dort immer wieder Abwürfe geübt. Zuletzt auch mit Prototypen für Luft-Boden-Raketen.

Im März 1944 wurde der Flugplatz Hessental schließlich in das Programm zur Produktion der Me 262 einbezogen. Im nahegelegen Wald entstand ein sogenanntes Waldlager, wie sie auch in Burgau, Leipheim, Horgau und an anderen Orten in Württemberg und Bayern angelegt wurden. Die Lager waren perfekt getarnt und von oben nicht erkennbar.

In diesen Waldlagern wurden die meisten der fertiggestellten Me 262 montiert, deren Einzelteile aus diversen anderen Lagern zumeist per Bahn angeliefert wurden. Die Tragfläche für die Montage in Schwäbisch Hall wurden im KZ Leonberg im Engelbergtunnel gefertigt. Alexander Kartschall legte 2017 eine Rekonstruktion der Produktionsketten des Düsenflugzeugs vor.

Die fertigen Flugzeuge starteten schließlich vom Flugplatz Hessental aus zu ihren Stützpunkten.

Der Flugplatz wurde mehrfach von alliierten Bombern angegriffen, mehrere Gebäude und auch Flugzeuge wurden zerstört. Der Autor hat hier teilweise spektakuläre Fotos zusammengetragen, die die unterschiedlichen Stationen des Flugplatzes eindrucksvoll illustrieren.

Nach dem Krieg nutze die US Army den Fliegerhorst unter dem Namen Dolan Barracks zunächst als Artilleriestützpunkt. Das Übungsgelände im Bannwald war nun Ziel für amerikanische Übungsgranaten.

1966 wurde der Standort für die Luftwaffe reaktiviert. Bis zur Schließung der Luftwaffenbasis waren dort Black Hawk, Chinook und andere Hubschrauberverbände stationiert. Nach dem Abzug der Amerikaner erwarb die Würth Group das Areal und baute es in einem Privatflugplatz um. So trägt der Flugplatz Hessental heute auch den Beinamen Adolf Würth Flughafen.

Das Buch von Michael Sylvester Koziol erschien 1987, als es die Airbase der Amerikaner noch gab. Es beschreibt die Geschichte des Fliegerhorsts von den Anfängen bis zum Erscheinen in deutscher und englischer Sprache. Somit hatten die Bürger und Anwohner als auch die amerikanischen Truppenangehörigen die Möglichkeit, sich die Geschichte des Flugplatzes auf gleiche Weise zu erschließen.

Koziol ist Referent des Flugplatz-Museums, das der „Verein für die Geschichte des Flugplatzes Schwäbisch Hall 1943-1993 e.V.“ im Haus der Wirtschaft eingerichtet hat. Leider ist sein Buch vergriffen und auch nicht mehr über den Verein zu beziehen.