Altstadt

Eines der großen Probleme bei der Schaffung von Luftschutzräumen stellte auch in München die dicht bebaute Altstadt dar, die nur in begrenztem Umfang geeignete Grundstücke für den Bau von Luftschutzbunkern bot.

Obwohl auch in München typisierte Bunker errichtet wurden, waren die Hochbunker in der Altstadt individuelle Konstruktionen, die in die jeweilige Umgebung eingepasst wurden. Nur zwei Hochbunker sind in der Altstadt noch vorhanden.

Blumenstraße

An der Blumenstraße direkt neben der Schrannenhalle steht ein Bauwerk mit quadratischem Grundriß, einem Ziegelgedeckten Pyramidendach das von einem Türmchen gekrönt ist. Trotz seiner beachtlichen Höhe von 6 überirdischen Stockwerken zuzüglich der Dachkonstruktion passt die Optik das Gebäude harmonisch in die Umgebung ein und macht es dadurch unscheinbar.

Tatsächlich ist dies der exponiertere der beiden noch verbliebenen Altstadtbunkern. Er verfügt über ein Untergeschoß, in dem die Bunkertechnik untergebracht war und ist ebenerdig sowie über eine Treppe zum 1. Stock zugänglich. Die Zugänge liegen gegenüber und sorgten so für eine schnelle „Füllung“ im Alarmfall beziehungsweise eine rasche „Leerung“ nach einem Luftalarm oder Angriff.

Die meisten verbliebenen Hochbunker in München wurden während des Kalten Krieges umgerüstet und später dem Katastrophenschutz unterstellt. So obliegt die Verwaltung des Bunkers heute der Feuerwehr.

Hotterstraße

Eines der berühmtesten Bunkerfotos aus dem Nachkriegsmünchen stammt vom Hochbunker Hotterstraße 10. Es zeigt den Bunker als eines der wenigen intakten Gebäude in seiner Umgebung mit dem in großen Lettern aufgebrachten Schriftzug „Hotel“.

Leider ist die Geschichte der Bunkerhotels in München noch unrecherchiert. Es ist davon auszugehen, dass die Hotterstraße 10 nicht das einzige Bunkerhotel der Stadt war.

In dem Bunker mit der Bauwerksnummer 32  starben bei Luftangriff am 2./3. Oktober 1943 mehrere Menschen. Die Briten griffen München mit 296 Bombern an und warfen 78 Luftminen, 309 Sprengbomben und ca. 197.000 Brandbomben auf die Stadt. Die Explosion schwerer Bomben direkt neben dem Bauwerk sprengten die Gasblenden an der Hofseite ab und die Druckwellen durchbrachen die Gastüren der schleusen. Für die Schutzsuchenden direkt hinter dem Schleusenbereich gab es kein Entkommen. Bei dem Angriff kamen 229 Menschen ums Leben, 906 wurden verletzt.

Der Hochbunker mit drei Obergeschossen und einem Untergeschoss liegt heute abseits und fast versteckt im Gewirr der Altstadtgässchen. Lange Zeit blieb er sich selbst überlassen, bis er im Januar 2012 eine für München außergewöhnlich Neunutzung erfuhr. Nach fünf Jahren Verhandlungen und Vorarbeiten hatte der Szene-Gastronom Thomas Manglkammer die Zulassung erhalten, in dem ehemaligen Luftschutzbauwerk eine Disco betreiben zu dürfen.

Die zwei Meter dicken Mauern schienen als Schallschutz für eine Disco in der Innenstadt ideal. Die Toilettenanlagen seien „gut ausgebaut“ und drei Stockwerke nutzbar.

Freilich waren die Räume nicht sehr groß, die Tanzflächen waren im Vergleich zu anderen Diskotheken winzig, die die Wände unverputzt, die Einrichtung improvisiert. Die Atmosphäre sowie ausgesuchte House- und Techno-DJs machten das Lokal schnell zu einer hippen Adresse. Doch die Party war auf Zeit. Manglkammer hatte ursprünglich nur bis April 2012 eine Genehmigung erhalten. Er konnte zwar noch eine Verlängerung um zwei Monate erwirken, aber Ende Juni 2012 war wirklich Schluss. Es hatte mehrere Anwohnerbeschwerden gegeben, die der durch Betreten und Verlassen der Disco entstehende Lärm störte. Seither steht der Bunker wieder leer.

Zeitungsberichten zufolge soll er abgerissen werden. Damit würde das Motiv eines der bekanntesten Bunkerfotos aus München für immer verschwinden.

Dies ist auch deshalb bedauerlich, weil sowohl der Bunker Blumenstraße als auch die Hotterstraße in unmittelbarer Nähe des Stadtmuseums liegen und damit relativ einfach in dessen Konzept eingegliedert werden könnten. Während in anderen Städte längst Museumsbunker wachsende Besucherzahlen verzeichnen, die entweder städtisch, oft aber von Vereinen betrieben werden, kann die Stadt München bis heute nichts vergleichbares vorweisen.

Müllerstraße

Der Hochbunker Müllerstraße war vermutlich einige Zeit dem Katastrophenschutz zugeordnet gewesen und zuletzt zumindest teilweise als Betriebsraum genutzt worden. Ursprünglich wurde er für die unmittelbar benachbarte Bevölkerung errichtet.

Das mit einem quadratischen Grundriss errichtete Luftschutzbauwerk verfügte über ein Kellergeschoss und vier oberirdische Stockwerke, Elektrik, Wasser- und Abwasseranschluss, Waschräume und Toiletten. Die Bunkertechnik war im Keller untergebracht.

Die Zugänge befanden sich ebenerdig auf gegenüberliegenden Seiten. Das Treppenhaus lag an der südwestlichen Außenmauer. In der nördlichen Ecke lag ein Seiteneingang zu einer Wendeltreppe, die auf das Bunkerdach führte. Eine Verbindung zu den inneren Räumlichkeiten hatte diese nicht.

Die Stockwerke 2 – 4 waren in fünf unterschiedlich große Räume gegliedert, die u-förmig um das Treppenhaus lagen. Dessen langgezogene rechteckige Grundform und die externe Wendeltreppe auf das Bunkerdach waren ungewöhnliche Konstruktionsmerkmale, die dem Bauwerk einen gewissen Seltenheitswert verliehen.

Der Bunker wurde 2009 abgerissen, um einem Neubauprojekt der Stadtwerke Platz zu machen. Inzwischen ist das Nachfolgebauwerk fertiggestellt. An den Bunker erinnert nichts mehr.

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