Karl-Benz-Platz

Ein Winkelturm Typ 1 für 500 Personen wurde in Untertürkheim am heutigen Karl-Benz-Platz (Insel-Straße / Mercedes-Straße) Anfang 1940 errichtet. Der Beschluß erging am 22. November 1939. Das Grundstück stellte die Stadt Stuttgart, die Baukosten in Höhe von 100.000 RM trug das Reich. Obwohl das  Bauwerk also für den öffentlichen Luftschutz errichtet wurde, wird es in den Unterlagen der Daimler AG als Anlage des Werksluftschutzes geführt.

Dies hat möglicherweise damit zu tun, dass noch während der Bauarbeiten signifikante Änderungen an diesem Winkelturm beschlossen wurden. Statt des typischen spitzen Daches wurde eine Plattform mit 6 Metern Durchmesser aufgesetzt. Darauf wurde eine leichte Flak montiert, die dem Schutz des Daimler-Werkes gegen Tiefflieger diente.

Bereits bei der Errichtung der Winkeltürme am Bahnhof Feuerbach und am Wilhelmsplatz Bad Cannstatt war die Diskussion entbrannt, ob man diese Türme nicht zusätzlich als Plattform für eine Flak nutzen könne. In beiden Fällen wurde dies letztlich abgelehnt, unter anderem, weil man dadurch die Aufmerksamkeit der feindlichen Flieger auf das Bauwerk gezogen hätte, was dessen Schutzauftrag widersprochen hätte. Beim Winkelturm am Karl-Benz-Platz wurde eine solche Sonderkonstruktion freilich verwirklicht. Solche Begehrlichkeiten auf lokaler und regionaler Ebene gab es im Reichsgebiet reichlich. Am 24.07.1944 ließ daher der Reichsminister für Luftfahrt ein Schreiben verbreiten, in dem es heißt: „Mit Erlaß […]vom 7.9.1943 war bereits angeordnet worden, daß der Einsatz von Flak-Geschützen aller Art, sowie von Flak-Scheinwerfern auf LS-Bunkern – soweit nicht besondere Umstände der örtlichen Lage dazu zwingen – zu unterbleiben hat.“ (Az 41 L42.39 Nr. 8312/44g (L.In.13/3 IIBn)). Im Falle Karl-Benz-Platz waren die Tatsachen längst geschaffen. Der im September 1939 begonnene Luftschutzturm wurde per Entscheidung vom 13. Januar 1940 mit einer Plattform für eine leichte Flak und einem Anbau für einen Beobachter versehen.

In den Unterlagen der Daimler AG findet sich das Bauwerk daher auch heute noch als Flakturm und nicht als Winkelturm. Der Bunker wurde Ende der 60er Jahre abgerissen.

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Stadtplan von 1941. Im Ausschnitt ganz oben am Martin Schrenk-Weg neben den Gleisen und unten am Bahnhof Untertürkheim standen die Winkeltürme.