Zazenhausen Brunnenrain

Zazenhausen ist ein ehemaliges Dorf mit langer Geschichte. 788 erstmals erwähnt ist der im Taleinschnitt des Feuerbachs gelegene Stuttgarter Stadtteil noch immer eher dörflich geprägt. Auf den ersten Blick mag es keinen Grund geben, warum man hier 1944 mit dem Bau eines Luftschutzstollens begonnen hatte. – wenn da nicht der Eisenbahnviadukt wäre, der das Tal quasi direkt über Zazenhausen überspannt.

Der erste Viadukt wurde 1894 bis 1896 als klassische Stahlkonstruktion gebaut, die auf Natursteinpfeilern aufgestützt war. 1902 bis 1904 erfolgte der zweigleisige Ausbau. Der heutige Stahlbetonviadukt wurde 1980 bis 1982 errichtet.

Für Zazenhausen war der Krieg lange Zeit relativ weit weg. Im Norden von Stuttgart fielen die Bomben zunächst eher auf Feuerbach und Zuffenhausen.

1944 änderte sich die Situation jedoch zusehends, als die Alliierten mit kleineren Jagdbombern gezielt auch die Infrastruktur angriffen. Die Bahnlinie zwischen Untertürkheim und Kornwestheim, die über den Viadukt führt, war somit ins Visier der Bomber geraten. Da aufgrund der Flugabwehr im Bereich der Bahnlinie ein Anflug längs der Gleise zu riskant war, erfolgten die Angriffe von Zuffenhausen aus kommend im 90-Grad-Winkel zum Viadukt. Dadurch wurde dieser nie ernsthaft getroffen, doch die Bomben fielen in die kleine Siedlung darunter.

Um der Bevölkerung einen entsprechenden Schutzraum zu verschaffen wurde am Brunnenrain mit dem Bau eines Luftschutzstollens begonnen. Das als Pionierstollen 191 gelistete Bauwerk war auf 362 qm Fläche ausgelegt und konnte damit im Alarmfall mehr als 300 Menschen aufnehmen.

Es sind leider nur sehr spärliche Informationen zu diesem Stollen erhalten. Als sogenannter Pionierstollen wurde er wohl unter hohem Arbeitsanteil der Bevölkerung in den Hang getrieben. Innen wurde er mit Holz ausgeschalt, auf aufwändige Installationen musste weitgehend verzichtet werden. Es ist davon auszugehen, dass es elektrisches Licht und Trockentoiletten gab.

Nach dem Krieg wurde der Stollen verschlossen aber wohl nicht komplett verfüllt. Neben dem „Münstemer Stäffele“ brach er irgendwann ein, die Stelle ist noch immer sichtbar.

Außer dieser Einbruchstelle deuten noch ein paar unscheinbare Betonreste auf den ehemaligen Stollen hin. Es sind die Fundamente, auf denen der Kompressor für den Stollenbau stand. Westlich dieser Überbleibsel lag der Eingang, von dem jedoch nichts mehr zu sehen ist.