Zuffenhausen, Fa. Kreidler

1889 gründet Anton Kreidler die „Stuttgarter Telegraphen- und Kabelfabrik Anton Kreidler“. Bald fusioniert die Firma mit der Süddeutschen Kabelwerke AG aus Mannheim.

Die Metallwerke

1903 erfolgt die Gründung von „Kreidler’s Metallwerk Anton Kreidler“ mit Firmensitz in Stuttgart zunächst als Einzelfirma. Das Unternehmen verlegt sich auf die Herstellung von NE-Metallhalbzeug wie Stangen, Profile, Drähte, Bleche, Bänder, Seile aus Messing, Kupfer und Aluminium.

1905 verlegt Kreidler die Produktion nach Zuffenhausen.

1919 erfolgt die Umwandlung in eine Familien-GmbH. 1923 arbeiten in Zuffenhausen bereits 223 Menschen, davon 180 Arbeiter. Mit dem Firmeneintritt seines Sohnes Alfred Kreidler 1924 beginnt eine Phase der Umstrukturierung, Modernisierung und des Wachstums. In Kornwestheim werden 1935 Grundstücke erworben, da am Standort Zuffenhausen kaum noch Erweiterungen möglich sind. So entstehen neben den Werken 1 (Schwieberdinger Str. 5-9) und 3 (Siegelberg, 1934) in Zuffenhausen die Werke 2 in Kornwestheim und 4 in Werl (Westfalen).

Kreidler entwickelt eigene Aluminium- und Zinklegierungen. 1937 werden in Kornwestheim eine Gießerei, ein Eingangsmagazin, die Fertigungshalle und ein Preßwerk errichtet. Die Diversifikation der Produktion in verschiedenen Werken nimmt Gestalt an.

Verlagerungen nach Kornwestheim

1938 beginnt in Zuffenhausen die Fertigung von Gesenkpreßteilen aus NE-Metallen.
Mit der Inbetriebnahme des Werks 2 in Kornwestheim werden die Fertigung von Aluminium (Werk 3, Siegelberg) und Aluminiumstahlseilen (Werk 1) nach dorthin verlegt.

Am Standort Zuffenhausen wird 1941 ein metallographisches und spektralanalytisches Labor eingerichtet, und damit ein Forschungsschwerpunkt geschaffen.

Der Luftschutzbunker

In diesem Labor war auch Dorothea D. tätig, die in Margarete Dörrs Buch „Wer die Zeit nicht miterlebt hat …“ (Band 2) ihren Luftschutzdienst im Werk schildert. Es sein eine Art Telefondienst gewesen. Sie sollte Meldungen von Bränden innerhalb des Firmengeländes weitergeben. Während die Firmenleitung bei Alarm in den Bunker ging, waren die Firmenangehörigen des Luftschutzdienstes ohne bauliche Schutzmassnahmen ebenerdig untergebracht. Dieser Schilderung zufolge hatte die Firma Kreidler für diese Angestellten auch keine Splitterschutzzellen aufgestellt, wie dies z.B. die Firmen Schoch und Thürrauch in Feuerbach getan hatten.

Der unterirdische Luftschutzbunker für die Firmenleitung war bereits zu Beginn des Krieges an der Mitterhoferstraße gebaut worden. Er besitzt zwei nach Süden ausgerichtete Eingänge und hat eine Grundfläche von ca. 28 x 7,5 m. Neben reinen Büro- und Schutzräumen gab es auch einen Raum mit umlaufenden Holzleisten auf der Höhe von Stuhllehnen, der offenbar auch für Besprechungen vorgesehen war.

Der Luftschutzstollen

1944 entschloss sich die Firma zum Bau eines Luftschutzstollens, der parallel zu den Fabrikgebäuden an der Mitterhoferstraße / Stellenwiesenallee angelegt werden sollte. Zu diesem Stollenprojekt ist eine „gutachterliche Äußerung“ des Reichsamts für Bodenforschung, Zweigstelle Stuttgart, Büchsenstraße 60 vom 26. Juni 1944 erhalten.

Darin heißt es u.a.: „Im betreffenden Gelände liegen unter dem oberflächlichen Löss, Lösslehm und Verwitterungslehm bunfarbige undd rote Mergel des. Sog. „Gipskeupers“. Die Anlage ist in diesen Mergel zu minieren.“

Auch nicht abgesättigte Calciumsulfatlagen (also Anhydrit) seien dort gelegentlich vorhanden, die bei Kontakt mit Wasser aufquellen. Das Reichsamt empfahl daher Probegrabungen. „Wahrscheinlich sind die Gipsbänke aber ausgelaugt, so dass die Anlage miniert werden kann“, schreibt die Behörde weiter. Sie empfiehlt den Einbau einer Pumpenanlage zur Trockenhaltung des Stollens, da eine Abwässerung in den Untergrund nicht möglich ist.

Die Stellungnahme wies auch darauf hin, dass das anfallende Schichtwasser „wahrscheinlich stark sulfathaltig, also betonzerstörend sein“ wird. Daher seien entsprechende technische Maßnahmen zur Betonverschalung nötig. Die vorgesehene Überdeckung mit 15 m wurde als ausreichend angesehen.

Zum Bau des Stollens sind leider keine weiteren Detail bekannt. Es ist davon auszugehen, dass die Firma Kreidler mit dem Bau umgehend nach Erhalt der „gutachterlichen Äußerung“ begonnen hat.

Der Stollen erstreckte sich von der Einmündung der Mitterhoferstraße in die Kopernikusstraße bis zur Siegelbergallee als ein durchgehender Schlauch mit ca. 290 m Länge. Parallel zur Stellenwiesenallee wurde eine Verästelung mit einem Stollenzugang angelegt. Somit kam die Anlage auf eine Grundfläche von 1.296 qm. Die Anlage verfügte über vier Zugänge, die alle innerhalb des Werksgeländes lagen.

Die Produktion in Zuffenhausen lief bis 1945, auch wenn das Werk durch Luftangriffe 1944 beschädigt worden war.

Nach dem Krieg

Zum Ende des Krieges wurde die Produktion eingestellt. Sie lief erst ab 1948 mit Aluminiumblechen wieder an. 1949 begann mit der Entwicklung von Kraftzweirädern die eigentliche Erfolgsgeschichte des Unternehmens. Durch den Erfolg der Zweiräder und Firmenzukäufe bestand die Kreidler-Gruppe 1978 aus 32 Firmen in sechs Ländern.

Unmittelbar darauf folgte jedoch das Ende. 1981 wurde das Konkursverfahren eröffnet. Die Löschung der Kreidler Werke mbH aus dem Handelsregister erfolgte 1998.

In Zuffenhausen wurden Teile des ehemaligen Werkes abgerissen und mit einem Dehner-Gartencenter neu bebaut. Manche Gebäude blieben jedoch erhalten und werden bis heute von kleineren und mittleren Betrieben genutzt.