Stollenbau Brandgasse

Im alten Ortskern von Feuerbach befindet sich noch heute ein Privatstollen zwischen der Brandgasse und der Haffner Straße. Er wurde 1943/44 in privater Initiative von Anwohnern gegraben. Die Stollenbaugemeinschaft bestand weitgehend aus Frauen.

Allerdings war auch ein junger Mann aus Belgien an den Arbeiten beteiligt. Höchstwahrscheinlich war er ein sogenannter Zwangsverpflichteter. Vor allem in der zweiten Kriegshälfte wurden Zehntausende solcher Arbeitskräfte überwiegend aus den besetzten Staaten Westeuropas zwangsweise zum Arbeitseinsatz nach Deutschland gebracht. Im Vergleich zu anderen Zwangsarbeitern wurden sie zumeist jedoch deutlich besser behandelt.

Der Abraum wurde mit Schub- und Holzkarren von der Baustelle weggeschafft und entlang der Dieterlestraße zu einem Erdwall aufgeschüttet. Dieser wurde erst 1975 – 30 Jahre nach Kriegsende – wieder abgetragen.

Der Stollen wurde als rechteckige Röhre erstellt. Innen wurde er mit Steinplatten ausgekleidet, die der Steinmetz Rau aus der Feuerbacher Talstraße lieferte. Diese Maßnahme trug im Wesentlichen dazu bei, dass der Stollen noch immer intakt ist, auch wenn er zeitweise knöcheltief unter Wasser steht. Hätte man ihn wie den Kräher- oder Fahrionstollen mit Holz ausgekleidet, wäre die gesamte Verschalung im Laufe der Zeit verfault.

Der Zugang führt von der Brandgasse über eine Treppe mit 38 Stufen hinab in einen ca. 2,20 m hohen und 1,60 breiten Raum, der für rund 80 Personen Schutz bot. Die einzelnen Schutzplätze waren durch Nummern an der Wand ausgewiesen. Für die Schutzsuchenden gab es Holzbänke, die heute allerdings nicht mehr vorhanden sind. In der Haffner Straße befindet sich ein Notausgang.

Die Fotos stammen aus der Sammlung Rieker. Wir danken für die freundliche Genehmigung.