Stuttgarts Innenstadt-Flak

 

Während des zweiten Weltkriegs war die Stadt Stuttgart die meiste Zeit von starken Flugabwehrverbänden verteidigt.

Hatte man im Sommer 1940 noch eine Flak-Batterie an die Scheinanlage bei Lauffen abgegeben, so waren im Laufe des Kriegs bis zu 15 Batterien schwerer Flak mit bis zu 90 Kanonen zur Verteidigung Stuttgarts eingesetzt.

Sie waren im Wesentlichen kreisförmig um die Innenstadt herum aufgestellt (Birkenkopf, Mühlbachhof, Burgholzhof, Wangener Höhe, Untertürkheim, etc.), sowie etwas außerhalb in einem zweiten Ring (Kornwestheim, Stammheim, Weilimdorf, Schmidener Feld, Heumaden / Sillenbuch, …). Erst ab Sommer 1944 wurden wieder Teile der schweren Flak abgezogen, um vor allem im Osten in der Flugabwehr und im Erdkampf eingesetzt zu werden.

Zur Flugabwehr gehörten auch die Scheinwerferbatterien, die den Flakbatterien zur Seite gestellt wurden, um feindliche Flugzeuge bei Nacht erfassen zu können, sowie die leichte Flak, die die Stellungen gegen Tiefflieger verteidigen sollte. Diese war in der Regel der schweren Falk beigeordnet.

Daneben wurde im Bereich der Stuttgarter Innenstadt noch zusätzlich leichte Flak (2 cm) und mittlere Flak (3,7 und 4 cm) postiert. Die Kaliber 2 cm und 3,7 cm waren deutsche Waffensysteme, die 4 cm-Kanonen des schwedischen Herstellers Bofors waren Beutegeschütze.

Die Kanonen wurden auf dem Gelände mehrerer Betriebe stationiert wie etwa Werner & Pfleiderer in Feuerbach (drei 4 cm-Kanonen von Bofors), Bosch, Porsche, Hirth, Norma, Mahle, Eckardt. Sie wurden häufig auf einem Holzgerüst stationiert, das einem Hochsitz nicht unähnlich war, jedoch kein Dach hatte. Der Gefechtsstand wurde zumeist in den Kellern der jeweiligen Werke eingerichtet. Auch auf dem Dach des Pragbunkers wurde eine leichte Flak stationiert.

In der Innenstadt suchte man sich die Flachdächer der markanten Hochbauten aus. Auf dem Turm des Hauptbahnhofs wurde eine 2cm-Flak aufgebaut, genauso wie auf dem obersten Plateau des Tagblattturms und auf dem Dach des Mittnachtbaus. Diese automatischen Kanonen hatten eine Reichweite von bis zu 4.800 m.

Eine weitere 2 cm Flak wurde im Hof der Rotebühlkaserne aufgestellt, deren Gefechtsstand in einem Hochstand untergebracht war und auch am Güterbahnhof (drei 4 cm-Kanonen von Bofors) und auf der Uhlandshöhe (zwei 3,7 cm-Kanonen) war mittlere Flak stationiert. Sie bildeten den innersten Kern der Stuttgarter Flugabwehr.

Ab Anfang 1943 wurden diese Geschütze in der Regel von Luftwaffenhelfern bedient, also von 16-17 jährigen Schülern, die man nach einer Grundausbildung von wenigen Wochen als Flak-Kanoniere einsetzte. Die regulären Flaksoldaten, die bis dahin die „Heimatverteidigung“ vorgenommen hatten, wurden an die Front versetzt.

Für die Flakhelfer war der Dienst  oft lebensgefährlich und einige von Ihnen bezahlten den Einsatz mit dem Leben. Während der Tagblattturm den Krieg unbeschadet überstand, wurden Güter- und Hauptbahnhof mehrfach getroffen, die Stellung in der Rotebühlkaserne musste bei den Flächenbränden im Westen aufgegeben werden und auf dem Dach des Mittnachtbaus gab es Tote.

Die Innenstadt-Flak war eine Ergänzung zum Gürtel der schweren Flak und leistete einen wichtigen Beitrag zur Verengung des Flugabwehr-Rasters. Bei den Alliierten Piloten war die Stuttgarter Flugabwehr auch deswegen durchaus gefürchtet. Mit Reichweiten von 6.500 m (3,7 cm-Kanone) bzw. über 7.000 m (4 cm-Kanone) waren diese Geschütze für die gegnerischen Bomber eine ernste Gefahr.

Letztlich konnte die Flak alleine die Zerstörung der Städte und auch Stuttgarts nicht verhindern. Dies lag vor allem an der zunehmenden Lufthoheit der Alliierten und der enormen Zahl der von ihnen eingesetzten Bomber. Die deutsche Luftwaffe hatte dem ab 1944 immer weniger entgegenzusetzen.

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