Bruno Störzer (1915 – 1994)

Die Geschichte Bruno Störzers ist beispielhaft für eine Vielzahl von Lebensläufen, die unscheinbar und Abseits der Öffentlichkeit verliefen, die aber dennoch eine wichtige Rolle für die Bauprogramme im 3. Reich spielten. Der staatlich geprüfte Tiefbauingenieur trat 1934 in die NSDAP ein und schloss sich dem SA-Studentensturm an.

Im März 1937 wurde ihm von der Luftwaffenbauleitung West in Stuttgart die Bauleitung für den E-Flughafen (Einsatzhafen) in Dornberg bei Höpfingen übertragen. Er hatte später auch die Bauleitung für den E-Hafen in Donaueschingen.

Kurzzeitig wurde er zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, bald jedoch wieder freigestellt. Er kehrte zur Luftwaffenbauleitung zurück. Störzer nahm am Frankreichfeldzug teil und am Einmarsch in die Sowjetunion. 1943 kehrte er wieder ins Amt nach Stuttgart zurück. Mit diesem zog er nach Leonberg um.

Von dort erfolgte sein Einsatz als örtlicher Tiefbauleiter am Flughafen Echterdingen. Seit April 1944 hatte Störzer ein formales Anstellungsverhältnis bei der Firma Härer und Mayer, Schwäbisch Hall. Nach seinen späteren Aussagen war das Unternehmen von der Organisation Todt (OT) abhängig.

Ab Mai 1944 hatte Störzer kurzfristig die Tiefbauleitung der Flugplätze im Elsass inne. Ab Juli oder August 1944 übernahm er die Bauleitung des Flugplatzes Hailfingen. Dieser war zwar bereits 1938 vom Reichsarbeitsdienst begonnen worden, doch eine Reihe von Ereignissen hatte immer wieder zu Verzögerungen geführt. Erst Anfang 1944 war der Flughafen für die Nachtjagd einsatzbereit gemacht worden. Störzers Aufgabe bestand nun darin, den Flughafen auszubauen. Die jahrelang vernachlässigte Anlage sollte eine zweite Rollbahn bekommen, bombensichere Unterstellplätze für Flugzeuge, entsprechende Rollwege und mehrere Bunker.

Der Bauleiter hatte noch einen weiteren Auftrag in der Tasche. Neben Hailfingen sollte er auch wieder die Bauleitung in Höpfingen übernehmen. Dort sollte im Herbst 1944 der Ausbau des Flugplatzes zum „Silber“-Flugplatz beginnen. Das „Silberprogramm“ war ein Programm zum Ausbau von Flugplätzen für den Einsatz des Düsenjägers Me 262. Aus den Quellen ist nicht ganz ersichtlich, wie Störzer die Projekte vereinbarte. Den Zeitabläufen nach müsste er beide Bauvorhaben zumindest teilweise parallel geleitet haben. Infolge des immer schnelleren Zusammenbruchs der Wehrmacht und der Fronten seit Mitte 1944 wurde das Projekt Hailfingen nicht fertig, in Höpfingen kam man über Vorarbeiten nicht hinaus. Das lag u.a. auch am Mangel an Arbeitskräften.

Hatte man in Hailfingen bis Mitte 1944 überwiegend Kriegsgefangene zum Bau eingesetzt, bestellte die OT im September 1944 KZ-Häftlinge für die Baustelle. Ab September waren ca. 350 – 380 griechische Deportierte auf dem Flugplatz eingesetzt, die im Dezember wieder abgezogen wurden. Ab ca. 20. November hatte Störzer 600 jüdische KZ-Häftlinge als Arbeitskräfte im Einsatz.

Mit diesen Veränderungen ging auch die Umwandlung der Baustelle in ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof einher, eine Entwicklung, die Hailfingen mit dem Flughafen Echterdingen gemein hatte.

Als Bauleiter der OT koordinierte Störzer in Hailfingen mindestens sechs Firmen, die die Zwangsarbeiter in unterschiedlichen Bautrupps einsetzten. An der schweren körperlichen Arbeit, Mangelernährung, Kälte, Krankheiten und durch Gewalteinwirkung starben bis zur Auflösung des KZ-Außenlagers im Februar 1945 ca. 180 Häftlinge.

Bruno Störzer war danach noch in Höpfingen tätig, wo er über das Kriegsende hinaus blieb und dort ein eigenes Bauunternehmen gründete. 1969 wurde wegen der Vorgänge in Hailfingen ein Ermittlungsverfahren gegen den Tiefbauingenieur eingeleitet, das am 07. Januar 1971 eingestellt wurde.

Störzer war lange Zeit für die Gemeinde und den TSV Höpfingen tätig. Darum wurde er 1980 zum Ehrenbürger von Höpfingen ernannt. Ebenfalls 1980 erhielt er das  Bundesverdienstkreuz. Er starb am 8. Oktober 1994.