Turmberg – Rittnerthof

Am 20. Februar 1941 übernahm das Flakregiment 35 die Führung der Flakgruppe Karlsruhe, der auch der Flakschutz Straßburgs unterstand. Das Ausbleiben schwerer Angriffe zwischen Kriegsbeginn und Dezember 1940 führte zur Räumung der Stellungen der LVZ-West in und um Karlsruhe und letztlich am 10. April 1941 zum Abzug der gesamten Schweren Flak aus Karlsruhe. Nach der Luftschlacht um England hatte sich das Kriegsgeschehen auf den Mittelmeerraum verlagert, vom Balkan über Griechenland bis Nordafrika.

Bis August 1941 hatte die ehemalige Residenzstadt kaum einen größeren Angriff erlebt, gleichwohl bis 22. Juli 1941 bereits 19 Luftangriffe verzeichnet wurden, bei denen Bomben fielen oder zumindest Flakstellungen mit Bordwaffen angegriffen worden waren. Zumeist waren es aber nur wenige Flugzeuge, die ihr eigentliches Ziel nicht gefunden, den Anschluss an ihren Verband verloren und sich verflogen hatten.

Erst in der nach vom 5. auf den 6. August 1941 erfolgte der erste schwere Angriff auf Karlsruhe. Zwar nahmen die Scheinanlagen auch diesmal wieder einige Bomben auf. Doch das völlige Fehlen Schwerer Flak machte die Stadt zu einem leichten Ziel für die britischen Bomber. Schon in der kommenden Nacht zeigten die Angreifer weniger Souveränität, als die Schwere Eisenbahnflak Res.Batterie 224 im Rheinhafen das Feuer eröffnete. Zahlreiche Bomber warfen daraufhin ihre Last hektisch und ungenau ab, um schnell aus dem unerwarteten Flakfeuer herauszukommen.

Ein Folge des Angriffs vom 05. August war die erneute Stationierung Schwerer Flak in Karlsruhe. Am 25. August 1941 standen wieder drei Schwere Flakbatterien zum Schutz der Stadt bereit. Die Flakabteilung z.b.VA Karlsruhe bezog ihren Gefechtsstand ab 10.09.1941 auf dem Turmberg. Mit dem Bau der dortigen Schweren Flakstellung beim Rittnerthof wurde jedoch erst im November 1942 begonnen. Das Batteriegelände am Waldrand an der Ostflanke des Turmbergs war sehr weitläufig. Die Hauptbaracke lag im Wald, weitere Baracken waren am Waldrand un am Hang inmitten von Hecken errichtet worden. Im August 1943 wurde die Stellung erstmals belegt, sehr wahrscheinlich mit einer Batterie der Schweren Flakabteilung 506, die im November nach Darmstadt verlegte.

Die Kanonen wurden ortsfest eingebaut, das heißt, sie waren in Betonfundamenten verankert und nicht einfach auf ihrer Kreuzlafette aufgestellt worden. Zum Schutz gegen Tiefflieger standen Zwillings-MG zur Verfügung.

Der Flakabteilung z.b.VA Karlsruhe standen zu diesem Zeitpunkt 7 schwere, 9 leichte und 3 Sperrfeuerbatterien zur Verfügung. Mit diesen Batterien mussten auch die Flakuntergruppen Straßburg und Mühlburg ausgerüstet werden.

Vom November 1943 bis Februar 1944 war die 3./s. 357 in der Batterie Rittnerthof stationiert. Im März 1944 standen 6 Kanonen der 1. z.b.V. 6148 (o) auf dem Turmberg, die am 14. Juli nach Wien (Moosbierbaum-Michelhausen) verlegt wurde. Für sie kam am 29. September die 5./705 (o).

Beim Luftangriff der USAAF auf Karlsruhe am 11. Dezember 1944 wurde auf dem Turmberg ein Luftwaffenhelfer aus Friedrichshafen durch einen Tiefflieger getötet. Offenbar wurden bei diesem Angriff auch die Baracken teilweise zerstört. Denn dem Bericht eines Luftwaffenhelfers vom Anfang 1945 zufolge waren die Mannschaften in Grötzingen untergebracht und fuhren mit der Standseilbahn zu ihrer Stellung hinauf. Die Stellung blieb bis Februar 1945 belegt und war bei allen Luftangriffen auf Karlsruhe aktiv.

Die 5.705 (o) verlegte am 18. Februar 1945 ohne die fest eingebauten Geschütze nach Wörth in eine Westwallstellung, wo neue Geschütze bereitgestellt wurden. Die Batterie hatte nun die Maxauer Brücke gegen die heranrückenden alliierten Bodentruppen zu verteidigen.

Vom 08.10.1944 bis 18.03.1945 soll auch die s.Hei 237/VII auf dem Turmberg stationiert gewesen sein. Unklar ist, ob dadurch wirklich eine vorübergehende Erweiterung zur Doppelbatterie entstand. Sehr wahrscheinlich hat diese Abteilung de zurückgelassenen Geschütze der 5.705 (o) übernommen.

Die am 1. Mai 1888 eröffnete Standseilbahn auf den Turmberg wurde 1945 schwer beschädigt. Erst 1946 konnte sie wieder in Betrieb genommen werden.

Die Geschützbunker wurden nach dem Krieg alle gesprengt, nur der Malsi-Bunker war 1949 noch intakt. In den 1980er Jahren war das Batteriegelände fast vollkommen von Schrebergärten genutzt. Ca. 300 m vom Rittnerthof entfernt befindet sich alerdings noch immer die Ruine eines Bunkers der Flakstellung.