No Name – Föhrichbunker

alle Fotos: Harry Bauer

Der Föhrichbunker wurde 1941 für die Bewohner der Föhrichsiedlung in Feuerbach errichtet. Die Nachkriegsnutzung als Notunterkunft ist kaum dokumentiert und war nicht von langer Dauer.

Danach wurde der Bunker sich selbst überlassen. Zwar verfügte er über ein Entwässerungssystem, aber vermutlich war dieses im Laufe der Zeit zugewachsen oder durch Verunreinigungen verstopft. Bis in die 1980er Jahre hinein stand das Bauwerk ca. einen halben Meter unter Wasser, was jegliche weitere Nutzung unmöglich erscheinen ließ.

Mit der Fertigstellung der Stadtbahntrasse zwischen den Haltestellen Föhrich und Sportpark Feuerbach veränderte sich jedoch der Wasserspiegel im Umfeld des Bunkers und er trocknete weitgehend ab. Somit fiel 1995 bei der Stadt Stuttgart die Entscheidung, auch diesen Bunker an interessierte Musiker zu vermieten. Der Nutzung als Proberaum stand aber zunächst noch die innere Aufteilung des Bunkers entgegen, die kaum größere Räume bot als die genormten Zellen von 2,9 x 2,04 m, die als Proberäume wenig geeignet waren.

Auf der Warteliste für einen Proberaum im Bunker stand zu dieser Zeit auch Harry Bauer, der für seine Band No Name drei dieser Räume anmietete. Von Anfang an war vorgesehen, dass im dritten Raum ein Studio eingerichtet werden sollte. Die Vereinbarung mit der Stadt enthielt auch die Erlaubnis, die Räume durch entfernen der Zwischenwände aus 43 cm Ziegelmauerwerk zu entfernen, um so die Räume zusammenzulegen zu können. Diese Option und die damit verbundene Aussicht auf Räume in geeigneter Größe ließ die Zahl der Mieter im Bunker schnell ansteigen.

Innerhalb weniger Monate fanden sich im Föhrichbunker eine Jazz-Band von der Uni, ein Frauentrio mit Folklore-Instrumenten (u.a. Alphörnern), eine Gruppe, die Lightshows ausprobierte, eine Punk-Band, Rock-Bands und auch Coalminer’s Beat im Bunker ein. Letztere waren ab Mitte der 1990er Jahre auch international erfolgreich. Im Föhrichbunker blieben sie allerdings nicht lange.

Harry Bauer und No Name organisierten den Abtransport des Bauschutts, den nicht nur sie, sondern auch die anderen Bands beim Umbau ihrer Räume produzierten. Es stellte sich allerdings bald heraus, dass der Bunker auch nach dem Stadtbahnbau nicht richtig trocken würde. Die Bands, die schon in den Umbau erhebliche Eigenleistung steckten, waren gezwungen, einen Entfeuchter in ihren Räumen zu betreiben, was ihre Stromkosten spürbar erhöhte. So brach auch die zunächst entstandene „Bunker-Gemeinschaft“ relativ schnell auseinander. Die Bands zogen aus wenn sie konnten, neue kamen wieder hinzu. „Es war dann ein Kommen und Gehen, die Bands waren zum Teil von heute auf morgen weg, auch Coal Miners Beat waren irgendwann einfach nicht mehr da“, erinnert sich Harry Bauer. Er versuchte daraufhin auch der Stadt zu erklären, dass die Vermietung keinen Sinn mache, solange der Bunker nass sei. Dies führte um 2005 zu einem deutlichen Rückgang der Belegung.

No Name hatten sich 1995 als Cover-Band gegründet. Die ursprüngliche Besetzung bestand aus Christa Herrmann (Vocal/Gitarre), Reiner Herrmann (Vocal/Gitarre), Ralf Bohr (Drums) und Harry Bauer (Vocal/Bass). Die Band erlebte zahlreiche Wechsel und entwickelte sich von der Cover-Band zur Pop-Band, die auch eigene Songs komponierte. Sie legte sich auch einen zweiten Namen zu. In der Besetzung Katja Benesch (Vocal), Jürgen Weber (Gitarre), Clemens (Gitarre), Jimmy Allwood (Percussion) und Harry Bauer (Bass) traten sie auch unter dem Namen „Contrast Contact“ auf. Es entstand ein Set von 10 eigenen Songs, von denen es 8 auf eine Proberaum-CD schafften, die aber nie fertig abgemischt und auch nie veröffentlicht wurde.

Dies ist insofern bemerkenswert, als No Name für andere Bands Aufnahmen im Studio bearbeiteten. Aber für die eigenen Songs fehlte es letztlich an der Zeit und dem entscheidenden Quäntchen Motivation. Während ihrer 8-jährigen Geschichte trat die Band rund 30 mal live auf, zumeist aber auf privaten Veranstaltungen und nur auf ein paar lokalen Festivals, aber es kamen keine Club-Konzerte zustande. Recht häufige Umbesetzungen trugen ebenfalls dazu bei, dass sich in der Band kaum Konstanz entwickeln konnte. Als 2003 die Sängerin aus gesundheitlichen Gründen ausschied wurde zwar noch nach Ersatz gesucht, aber eine gleichwertige Stimme konnte nicht gefunden werden. So brach die Band noch im gleichen Jahr auseinander.

Ganz aufgegeben hat die Stadt die Vermietung des Bunkers indes nie. Bis heute proben Musiker im Bunker unter dem Föhrichspielplatz, auch wenn der Luftentfeuchter dabei noch immer zum unverzichtbaren und festen Bandmitglied wird.