Zuffenhausen Feuerbachkanal

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts floss der Feuerbach vollständig oberirdisch durch Zuffenhausen und verursachte nach Unwettern und starken Regenperioden immer wieder Überschwemmungen im Bereich des heutigen Festplatzes und der Mühle, aber auch im Bereich der heutigen Keltersiedlung, wo sich von 1857 bis 1912 eine Teerfabrik befand.

Unmittelbar nach der Eingemeindung Zuffenhausens nach Stuttgart 1929 wurde die teilweise Kanalisierung des Feuerbachs in Zuffenhausen beschlossen und umgesetzt. Auf ungefähr 300 m wurde der Bach im Bereich der ehemaligen Teerfabrik unter die Erde gelegt. Damit war auch die Voraussetzung für den Bau der Keltersiedlung ab 1930 geschaffen. Der Bach wurde südlich der Weikersheimer Straße in einen unterirdischen Kanal geleitet und kam am Mönchsberg wieder an die Oberfläche. Bereits 1932 hatte sich der Kanal bei Unwettern bewährt.

Die weiteren Arbeiten stockten zunächst, da Feuerbach sich an den Maßnahmen zur Kanalisierung nicht beteiligen wollte. Nach der Eingemeindung Feuerbachs nach Stuttgart 1933 wurden diese Arbeiten unter Einsatz des Reichsarbeitsdienstes (RAD) fortgesetzt und wie auch einige vor 1933 begonne Siedlungsprojekte propagandistisch vom neuen Regime vereinnahmt. Im Mai 1934 waren die Arbeiten zwischen Feuerbach und Zuffenhäuser Mühle abgeschlossen.

Die Jugendlichen der Umgebung nutzten den Feuerbach-Kanal als Mutprobe. Er war hoch genug, dass man darin aufrecht gehen konnte. Doch nicht jeder legte die 300 m im unterirdischen Bachkanal ohne Licht angstfrei zurück.

Mit Beginn der Luftangriffe auf Stuttgart erfuhr der Kanal noch eine weitere, wenngleich nicht offizielle Nutzung. Da, anders als im benachbarten Feuerbach, in Zuffenhausen keine öffentlichen Luftschutzbunker gebaut wurden, und sich die Menschen in den ersten Kriegsjahren als vor allem in den Kellern in Sicherheit bringen mussten, diente auch der Feuerbachkanal den Anwohnern aus der Nachbarschaft als inoffizieller Luftschutzraum. Der Kanal war dafür keineswegs ausgelegt, einem Volltreffer hätte er nicht standgehalten, und auch Splitterschutz war an den Kanalmündungen natürlich nicht vorhanden, so dass ein Treffer direkt vor der Mündung Tote und Verletzte unter den dort Schutz Suchenden gefordert hätte. Diese Gefahr konnte vermindert werden, indem sich die Menschen mehr ins Kanalinnere drängten.

Da der Kanal praktisch außerhalb des Ortes lag, schwang bei vielen wohl auch die Hoffnung mit, dass der schmale Kanal dort keinen direkten Bombentreffer erhalten wird. Tatsächlich blieb der Kanal von Bombentreffern verschont.

Durch den Ausbau von vorhandenen Eiskellern und den intensivierten Neubau von öffentlichen Luftschutzstollen ab 1943 standen den Anwohnern am Feuerbach aber auch die öffentlichen Luftschutzstollen in der Gänsebergstraße mit 328 qm Fläche und in der Mönchsbergstraße mit 911 qm Grundfläche zur Verfügung.

Im weiteren Verlauf des Feuerbachs in Zuffenhausen wurde für die Bewohner der Rotwegsiedlung der Luftschutzstollen im Steinbruch Siegel geschaffen.

Auch in Zazenhausen entstand ein Luftschutzstollen am Feuerbach. Von den Zugängen des Stollens am Brunnenrain, am Fuß der Himmelsleiter, ist heute praktisch nichts mehr zu sehen.

Von ehemaligen Zwangsarbeitern der Fa. Behr, die im Lager Seedamm unweit des Feuerbachkanals untergebracht waren, ist überliefert, dass diese bei Luftangriffen ebenfalls dort Schutz suchten, da sie nicht in die Luftschutzkeller des Werks durften und im Lager keine Schutzräume zur Verfügung standen. Es ist davon auszugehen, dass zu diesem Zeitpunkt die Zivilbevölkerung hier nicht mehr vor den Bomben in Deckung ging.

Der Feuerbachkanal wurde nach dem Krieg verlängert. Im Zuge der Bauarbeiten für den neuen Stadtteil Rot und die Haldenrainstraße wurde die Kanalisation bis an den neu entstandenen Festplatz fortgeführt. Ende der 1960er Jahre erfolgte eine weitere Verlängerung des Kanals entlang des Festplatzes und eine Renaturierung im Bereich der Mühle. Die folgenden Fotos entstanden bei der letzten Verlängerung des Kanals Ende der 1960er Jahre.