Föhrichspielplatz

Zu den weitgehend vergessenen Bunkern in Stuttgart gehört der Tiefbunker unter dem Föhrichspielplatz in Feuerbach, der noch heute existiert. Er gehörte zu den direkt nach dem Führererlass zum Bau von Luftschutzräumen von der Stadt Stuttgart in Auftrag gegebenen Maßnahmen.

Mit Schreiben vom 21. November 1940 ersuchte das Tiefbauamt bei den Technischen Werken der Stadt Stuttgart (TWS) und beim Telegrafenbauamt um Einzeichnung bestehender und geplanter Versorgungsleitungen und Dolen in einen Plan der Baumassnahme. Die Antworten lagen bis 09. Dezember vor. Dem erhaltenen Schriftverkehr zufolge wurde der Auftrag an das Feuerbacher Bauunternehmen Gebr. Fahrion vergeben.

Der Beginn der Bauarbeiten ist nicht dokumentiert, aber er dürfte unmittelbar nach den Stellungnahmen der TWS und des Telegrafenbauamts erfolgt sein. Denn am 18.06.1941 informierte die Bauleitung über den Fortschritt der Baustelle: Seit 30. März war das Bauwerk betonfertig. Die Decke war bereits am 15. Mai vollständig ausgeschalt. Mit dem Innenausbau war am 09. Juni begonnen worden. An diesem Tag war auch die behelfsmäßige Beleuchtung installiert. Die Fertigstellung der Treppen und Zwischenwände war für den 21. Juni 1941 geplant, die ersten Aborte und Waschanlagen sollten zum 11. August benutzbar sein. 10 Aborte und 20 Waschgelegenheiten waren für die 800 Personen vorgesehen, die auf 762 qm Fläche Schutz vor den Bomben der Alliierten suchten.

Am 22.07. wurde dem Bauunternehmen Gebr. Fahrion mitgeteilt, dass laut Mitteilung des Gebietsbeauftragten „alle Luftschutzbauten des Sonder-Programms ab sofort in die Dringlichkeitsstufe 0 eingereiht“ sind. Am 09. und 10. Oktober 1941 wurde der Bunker vom Polizeipräsidenten als örtlichem Luftschutzleiter besichtigt. Beim Ortstermin wurden mehrere Nachbesserungen angemahnt. So sollte der Zugang verbessert und doppelseitige Handleisten am Eingang angebracht werden. Auch gab es noch Bauhindernisse in den Gängen, die zu überbrücken waren und Sitzgelegenheiten fehlten.

Von den Anwohnern der Föhrichstraße und Umgebung wurde der Bunker stark genutzt. Die Umgebung wurde bei den Angriffen auf Feuerbach erheblich in Mitleidenschaft gezogen, mehrere Häuser an der Föhrichstraße wurden komplett zerstört. Die Einschläge der Bomben waren im Bunker deutlich zu hören und ließen das Bauwerk im Boden beben.

Nach dem Krieg wurde auch der Föhrichbunker als Notunterkunft genutzt, bis er sich selbst überlassen weitgehend in Vergessenheit geriet. Durch den Anstieg des Grundwassers drang Wasser in das Bauwerk ein. Bereits im Kommentar zu den Bauunterlagen hatten die TWS darauf hingewiesen, dass die dort vorhandene Dole bei starkem Regen voll laufe.

Im Zuge des Stadtbahnbaus wurde 1990 der Grundwasserspiegel abgesenkt. Somit konnte auch der Bunker unter dem Föhrichspielplatz renoviert werden. Die Elektrik wurde erneuert und neue Toiletten eingebaut. Seither ist das Bauwerk wie viele andere Bunker in Stuttgart auch an Musiker als Proberaum vermietet.