Stollen

Am 08. August 1943 gaben der Polizeipräsident von Württemberg-Hohenzollern, Karl Schweinle, als örtlicher Luftschutzleiter und Oberbürgermeister Dr. Strölin bekannt: „Es ist empfehlenswert, Schutzräume in Form von sogenannten Pionierstollen in den Berg hineinzubauen.“ Vor allem die Hügel der Neckarregion, aber auch die Schwäbische Alb und der Schwarzwald waren topographisch für solche Vorhaben bestens geeignet.

Dieser „Empfehlung“ folgten umgehend Taten. Rund 300 sogenannte „Pionierstollen“ wurden allein auf Stuttgarter Gemarkung errichtet, an manchen wurde noch bis Kriegsende gearbeitet. Viele dieser Stollen wurden von sogenannten „Stollengemeinschaften“ gegraben, also von den Anwohnern, die dort auch Schutz finden sollten. Da die meisten Männer im wehrfähigen Alter im Krieg waren, bauten Frauen, Kinder und nicht mehr wehrfähige Männer die Stollen. Die Pläne kamen von einem Architekten, das Baumaterial stellte die Partei, bzw. Stadt und Land. In der überwiegenden Zahl der Fälle bestand das Baumaterial vor allem aus Schalholz, mit dem die Erdstollen abgestützt und ausgeschalt wurden. Eine kleinere Zahl der Stollen wurde ausbetoniert, oder innen gemauert, teils mit Ziegeln, teils mit Betonfertigsteinen, oder mit Betonfertigelementen abgestützt.

Die Menschen mussten eine bestimmte Stundenzahl beim Bau erbringen, die in eine Liste eingetragen wurde. Nur wer die erforderliche Arbeitsleistung beim Stollenbau erbrachte, erhielt nach Fertigstellung eine Stollenkarte, die zum Benutzen des Stollens berechtigte. Nach dem Krieg wurde das Holz aus den Stollen entfernt und entweder zur Beseitigung von Kriegsschäden genutzt oder mangels Brennmaterial schlicht verheizt. In den folgenden Jahren stürzten die Stollen ein. Heute sind in Stuttgart keine Pionierstollen mehr erhalten. Allerdings tauchen bei Bauarbeiten, insbesondere in den Halbhöhenlagen, immer wieder nicht-verfüllte Segmente auf, die dann verfüllt oder abgetragen werden.

Um bombensichere Schutzplätze für ihre Belegschaften zu schaffen, aber auch um Teile der Verwaltung auslagern zu können, wie z.B. wichtige Akten, Konstruktionsunterlagen, etc. begannen vor allem große Firmen mit dem Bau von eigenen Stollenanlagen.  So existieren noch immer zahlreiche Stollen, die als Werkluftschutzbauten von Firmen wie Daimler, Bosch, Maschinenfabrik Esslingen, Hengstenberg, Mahle, DLW etc. errichtet wurden. Diese Stollen wurden bergmännisch in den Hang getrieben und dann ausbetoniert, teilweise gemauert. Die Anlagen sind in der Regel heute verfüllt, verschlossen oder in privater Nutzung.