Flugwachkommando (Fluko)

Das Hauptquartier des Flugwachkommandos war in einem unterirdischen Raum in der Fürstenstraße eingerichtet worden. Im „weiten Umkreis der Stadt Stuttgart“ (Bardua) waren 50 Flugwachen postiert. Dieses Konzept war genauso wie der Flakring um Stuttgart bereits im 1. Weltkrieg entwickelt worden.

Der Historiker Winfried Mönch nennt für 1916 die Flugwachen Hasenberg, Hohenasperg, Mühlacker, Dennach (Neuenbürg), Aichelberg mit Fernsprecherwache Calw, Besenfeld mit Fernsprecherwache Altensteig, Flacht, Althengstett und Herrenberg. 1917 kamen Stockheim, Heilbronn, Großengstingen, Münsingen, Plochingen, Buoch und Plattenhardt hinzu. Hasenberg und Besenfeld wurden aufgegeben. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits den weiteren Kreis von Herrenberg, Calw, Dennach, Mühlacker, Stockheim, Heilbronn, Lichtenstein und Münsingen, an dem sich der Flugwachenkreis zu Beginn des 2. Weltkriegs weitgehend orientierte.

Die Flugwache bei Möckmühl (Landkreis Heilbronn) war bereits 1921 eingerichtet worden. Das erscheint überraschend, ist aber letztlich nicht verwunderlich, wenn man berücksichtigt, dass solche Flugwachen zu den wenigen Luftwaffenaktivitäten zählten, die Deutschland durch den Versailler Vertrag nicht verboten waren. Weitere Flugwachen lagen z.B. auf dem Asang bei Betzgenried (Landkreis Göppingen) und auf dem Steinknickle (Landkreis Öhringen), ungefähr auf halber Distanz zwischen Weinsberg und Mainhardt. Der 1913 dort errichtete Aussichtsturm bot einen weiten Blick ins Umland.

Das System wurde vor allem ab 1933 systematisch aufgebaut und war somit ab dem 1. Kriegstag funktionsfähig. Die Einzelbeobachtungen der Flugwachen wurden telefonisch an das Fluko nach Stuttgart übermittelt, und dort zu einer Gesamt-Luftlage zusammengefügt, die nun an die Luftwaffe (Fliegerhorste und Kommando des Flughafenbereichs 6/7 am Flughafen Böblingen), die Flak, staatliche und städtische Dienststellen (z.B. Luftschutzleiter, SHD, …), aber auch am kriegswichtige Betriebe ebenfalls per Telefon weitergeleitet wurden. In der Fürstenstraße waren zeitweilig bis zu 100 Menschen beschäftigt, darunter eine hohe Zahl an Luftwaffenhelferinnen. Die Luftlagemeldungen wurden im späteren Verlauf des Krieges auch über den Rundfunk und über Drahtfunkverbindungen an die Bevölkerung weitergegeben.

Die Fluko-Zentrale in der Fürstenstraße wurde beim Luftangriff in der Nacht auf den 25. Juli 1944 durch einen Volltreffer zerstört. Von den zu diesem Zeitpunkt dort eingesetzten 93 Luftwaffenhelferinnen und Soldaten kamen 45 ums Leben, viele weitere wurden verwundet. Da die Räumlichkeiten nicht mehr repariert werden konnten, wurde die Fluko-Zentrale  zunächst in das Untergeschoß des neuen Schlosses verlegt und dann in den Wagenburgtunnel. Schließlich wurde sie ganz aus der Innenstadt genommen und nach Renningen zum Flughafen Malmsheim verlagert.

Dort lag unmittelbar südlich des Rollfeldes unter dem Decknamen „Möve“ die Stellung der 1. Kompanie des Luftnachrichtenregiments 237 (1/Ln.-Reg. 237), einer schweren Flugmelde- und Leitkompanie. Sie sollte unter Führung der in Renningen stationierten I. Abteilung dieses Luftnachrichtenregiments den Schutz Stuttgarts gegen feindliche Bomber nach Westen und Süden hin sicherstellen. Die Stellung verfügte über 2 Würzburg-Riese und 2 Freya-Geräte und ab Sommer 1944 über ein FuMG404 „Jagdschloß“. Zum 20.06.1944 standen hier 3 Freya AN mit Kuh und 2 Würzburg-Riese. Auf dem Mühlberg südlich Malmsheim stand ab 1943 ein Wassermann-Gerät.

Bei einem Luftangriff auf die Funkmeßstellung „Möve“ am 29. Januar 1945, zerstörten zwei Bomber gegen 13.25 Uhr die Hauptbaracke. Obwohl die Auswertung voll besetzt war, blieben die Verluste mit drei Soldaten und zwei Luftwaffenhelferinnen vom Fernsprechvermittlungspersonal verhältnismäßig gering. Die Auswertung wurde daraufhin in einen Steinbruch auf Renninger Gemarkung verlegt und am 19. Februar bezogen. Hier lag zumindest 1945 auch der Stab der I. Abt./LNR 237. Dem Quellenstand zufolge war dies der letzte Standort des Fluko Stuttgart bis Kriegsende.

Im Kalten Krieg wurden in Deutschland sogenannte Warnämter wie z.B. in Rottenburg geschaffen, zu deren Aufgaben auch die Erfassung von und Information über Aktivitäten feindlicher Flugzeuge gehörten.