Feuerbach, SWF / Benz-Likör

1923 wurde die „Spezial Werkzeugfabrik Feuerbach“, kurz SWF gegründet. Das Unternehmen produzierte Schraubendreher, Bohrer und andere Handwerkzeuge. Die Firma hatte ihren Sitz in der Rolandstraße 19 – 21.

Ab 1927 lieferte die SWF Fahrtrichtungsanzeiger an die Automobilindustrie. 1936 firmierte sie um in „SWF Spezialfabrik für Automobilzubehör Gustav Rau GmbH“.

Die Zufahrt zum Firmengelände war über die Alarichstraße erschlossen, von der auch ein Industriegleis in das Areal führte. Im Hang an der südlichen Grundstücksgrenze des SWF-Areals entstand in den 1940er Jahren ein Luftschutzstollen, der in Feuerbach  als Stollen der Firma Benz-Liköre bekannt ist. Die Firma war dort zu Beginn des Krieges allerdings nicht ansässig.

Die Firma SWF betrieb ab Juli 1941 ihre Verlegung nach Bietigheim, da die Stadt Stuttgart als stark durch Luftangriffe gefährdet galt und bereits erste Angriffe erlebt hatte. 1942 erfolgte der Umzug nach Bietigheim.

Es ist davon auszugehen, dass der Stollen vor dem Umzug der SWF erstellt wurde. Er war komplett mit Betonformelementen ausgekleidet und lag fast exakt in Ost-West-Richtung im Hang.

Das Bauwerk hatte zwei Zugänge, die abfallend geradeaus in den Hang führten. An den linken Zugang schloß sich nach ca. 20 Metern ein Schleusenbereich an, der zuerst rechts und dann links im rechten Winkel abknickte. Nach weiteren 5-6 Metern mündete dieser Bereich in den eigentlichen Stollen. Die Zugangs- und Schleusenbereiche wiesen einen rechteckigen Querschnitt auf. Boden, Wände und Decken waren mit geraden Betonelementen ausgekleidet. Der rechte Zugang führte geradewegs auf den Querstich zu. Hier wurde kein Schleusenbereich eingebaut. In diesem Zugang gab es eine Treppe mit mehreren Stufen, die von der Decke aufgenommen wurden. Dieser Knick in der Vertikalen konnte auch eine in den Stollen eindringende Druckwelle teilweise abfangen.

Der Querstollen war ca. 60 – 70 m lang. Er war als Gewölbe ausgeführt. Der senkrechte Bereich der Wände war mit Betonsteinen ausgemauert, auf denen die Betonbogenelemente aufgesetzt worden sind. Mit einer Breite von 1,20 – 1,40 m war das Bauwerk ausgesprochen eng. Rein rechnerisch konnten hier ca. 150 Personen Schutz vor Luftangriffen finden.

Für die Errichtung des Stollens war ausreichend Beton in relativ guter Qualität vorhanden. Backsteinziegel wurden nur an wenigen Stellen im Innenausbau verwendet. Als Luftschutztüren wurden ca. 10 cm dicke Massivholz-Türen mit Metallbeschlägen eingebaut.

Die beiden Zugänge lagen im Betriebsgelände. Die Wohnbebauung in diesem Bereich war zur damaligen Zeit sehr gering. Dennoch könnte ein kleinerer Bereich  auch für Privatpersonen vorgesehen gewesen sein. Diese Mischnutzung wäre nicht unüblich gewesen. Es gab zahlreiche Stollen, die von Unternehmen errichtet wurden, in denen auch zu einem gewissen Anteil Anwohner aus der Nachbarschaft Aufnahme fanden. Möglicherweise war dieser Bereich aber auch als Büro vorgesehen.

Die Nutzung des SWF-Areals ab 1942 ist bislang unklar. SEhr wahrscheinlich hat die Firma Benz teile des Anwesens übernommen und damit auch den Stollen. Das könnte die Zuordnung des Stollens zu Benz-Liköre erklären. In den Stollen wurden jedenfalls steinerne Regale eingebracht, die sich für die Lagerung von Sprituosen eignen.

Im Zuge der Neubebauung des Areals zwischen Alarichstraße, Theoderichweg und Rolandstraße ab 2017 wurde der Stollen verfüllt und der Hang neu gestaltet.