Hedelfingen Schaudt

In Hedelfingen kam bei Bauarbeiten an der Hedelfingerstraße im Herbst 2008 ein längst vergessener Bunker wieder zum Vorschein. Das Bauwerk diente offenbar dem Werksluftschutz und war nicht für die Anwohner vorgesehen.

Das Gelände neben der Firma Nill war lange Jahre Brachland gewesen. Unter Bäumen, Sträuchern, Gräsern und Erde fristete das Gebäude ein Dasein im Verborgenen. Bei den Aushubarbeiten legten die Bagger im Hang nun die Luftschutzanlage frei. Sie wird der Firma Schaudt zugeordnet, die hier in den 1940er Jahren noch einen Produktionsbetrieb hatte.

Das 1906 als ‚Carl Unger Werkzeugmaschinenfabrik, Stuttgart’ gegründete Unternehmen firmierte 1943 in ‚Schaudt Maschinenbau GmbH, Stuttgart-Hedelfingen’ um, nachdem Dr. Schaudt geschäftsführender Gesellschafter geworden war. Bis 1983 blieb Schaudt ein selbständiges Unternehmen. Heute ist es Teil der Hamburger Körber-Schleifring-Gruppe.

Als Spezialist für Schleifmaschinen hatte sich Schaudt schon sehr früh auf die Produktion für bestimmte Industriezweige konzentriert. Neben der Fahrzeugindustrie und deren Zulieferer richtet sich das Angebot an die Druckmaschinen- und Walzenindustrie. Die räumliche Nähe zu den Daimler-Benz Werken in Untertürkheim erscheint nur logisch. Noch heute hat das Unternehmen seinen Sitz in Hedelfingen, etwas näher an der Bundesstraße und dem Neckarufer, ca. 150 m Luftlinie vom Bunkerfund entfernt.

Der Bunker wurde erst sehr spät gebaut, wohl in der 2. Hälfte des Jahres 1944. Die Wände aus bis zu ca. 80 cm dickem Magerbeton und die spärliche Eisenarmierung zeugen von den schwierigen Umständen, unter denen der Bau stattgefunden hat.

Wie der einstige Eingang aussah, ließ sich anhand des freigelegten Relikts nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Die Reste des Eingangsbauwerks lagen ca. einen Meter oberhalb des Straßenniveaus der Hedelfinger Straße. Der Luftschutzraum wurde offenbar in eine Geländeböschung eingebaut. Vom Eingang führten drei Stufen nach innen hinab zu dem Bereich, in dem nach einem 90-Grad-Knick nach rechts die äußere Tür der Druckschleuse angebracht war. Unmittelbar danach folgte um 90 Grad nach links versetzt die innere Tür der Druckschleuse, hinter der der eigentliche Schutzraum lag.

Der Raum hatte eine Fläche von ca. 25 qm und eine Höhe von ca. 2,30 m. In der rechten Wand vom Eingang aus gesehen befand sich eine Lüftungsöffnung, eine weitere war in der Decke. Entsprechende Rohre oder andere Vorrichtungen für eine Lüftung waren im Außenbereich nicht mehr vorhanden. Auch innen waren keine Ausrüstungsgegenstände mehr erhalten.

Der Boden wurde nicht als ganze Platte gegossen, sondern aus unterschiedlichen Teilen gefertigt. Im rückwärtigen Teil besteht er aus bohlenartigen Betonfertigteilen, unmittelbar am Eingang waren rechteckige Platten mit ca. 20 x 25 cm Seitenlänge verlegt worden.

Als Folge dieser Bauweise war der Boden bei der Begehung sehr uneben, da er sich unter den einzelnen Elementen offenbar unterschiedlich abgesetzt hatte. Die Betondecke war etwa einen halben Meter dick und mit zwei bis drei Metern Boden übererdet.
Die Bilder sind unmittelbar vor dem Abbruch des Bunkers entstanden. Das Areal wurde anschließend überbaut.