Nürnberg Rundtürme

Die markanten Rundtürme der Nürnberger Stadtmauer wurden neben den Bunkerneubauten und den unterirdischen Kellern ebenfalls für den Luftschutz herangezogen. Man machte sich dabei die ungewöhnlich dicken Mauern der Türme zunutze, die ihrerseits das Ergebnis früherer Kriege sind.

Vor allem der Angriffskrieg des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach 1553 im sogenannten zweiten Markgrafenkrieg traf Nürnberg empfindlich. Zwar wurde die Stadt nicht eingenommen, doch ein großer Teil der reichsstädtischen Siedlungen wurde zerstört. So veranlasste der Rat der Stadt die Befestigungen Nürnbergs zu modernisieren und zu verstärken.

Zwischen 1556 und 1564 wurden im Rahmen dieser Maßnahmen auch massige runde Steinmäntel um die vier ursprünglich eckigen Haupttürme gelegt: Den Laufertorturm im Nord-Osten, den Neutorturm im Nord-Westen, den Königstorturm im Süd-Osten und den Spittlertorturm im Süd-Westen. Die nun kreisrunden Türme erreichten durch die Verstärkung einen Durchmesser von bis zu 17 Metern. Durch ihre veränderte äußere Form boten sie außerdem den Geschossen von Kanonen eine deutlich geringere Angriffsfläche.

Als zusätzliche Maßnahme wurde eine Artillerieplattform auf dem Dach eingebaut, die mit 16 Kanonen bestückt wurde. Sie konnten aus einer Höhe von acht Stockwerken weit in das Umland feuern und Angreifer von der Stadt fernhalten. In Kombination mit ihrer massiven Bewehrung waren diese vier Türme einer der Gründe, warum Nürnberg bis 1945 nicht eingenommen wurde.

Als 1940 der Bau von Luftschutzanlagen intensiviert wurde, erhielten diese Türme weitere Verstärkungen, um einen wirksamen Schutz vor Luftangriffen zu bieten. Die mächtigen mittelalterlichen Steinmauern wurden als ausreichend eingestuft, um einem Bombenangriff zu widerstehen. Die Decke wurde jedoch zusätzlich mit Beton verstärkt und so auf eine Dicke von ca. drei Metern gebracht.

Die Zugänge zum Turm wurden mit Druckschleusen versehen, außerdem wurden auf jeder Etage zwei Toiletten eingebaut. Auch der Ausstieg auf die ehemalige Artillerieplattform wurde mit einer Luftschutztür gesichert. Die Rundtürme boten Platz für jeweils rund 500 Personen.

Während der Luftangriffe durch die Alliierten haben sich diese Maßnahmen bewährt. Als auch in Nürnberg die Waffen schwiegen, standen die Rundtürme fast völlig unbeschädigt inmitten einer Trümmerwüste. Lediglich die oberhalb der Betondecke liegenden historischen Dachkonstruktionen wiesen Schäden auf. Der Spittlertorturm überstand den Krieg sogar völlig unbeschadet.

1945 wären die mittelalterlichen Festungstürme fast dem Entfestigungsbeschluss zum Opfer gefallen. Dieser Beschluss der alliierten Besatzungsmächte sah die Zerstörung aller Befestigungsanlagen in Deutschland vor. Zahlreiche Bunker und Flaktürme in den deutschen Städten wurden auf der Basis dieses Beschlusses gesprengt. Da Nürnbergs Altstadt fast vollständig den alliierten Bombenangriffen zum Opfer gefallen war, und es in der Stadt selbst an Notunterkünften mangelte, entschloss man sich, die Türme nicht zu sprengen. 1946 wurde der Entfestigungsbeschluss aufgehoben.

Im Spittlertorturm befinden sich heute das Archiv und die Bücherei des Garnisonsmuseums. Nach Anmeldung beim Garnisonsmuseum besteht die Möglichkeit zur Besichtigung des Objekts. Das Garnisonsmuseum selbst befindet sich im Hochbunker „Hohe Marter“ in der Zweibrückener Straße 54.