Neubiberg – Flugplatz

Neubiberg entstand 1912 als Folge der Siedlungsaktivitäten der „Freien Interessenten-Vereinigung Gartenstadt Neubiberg e.V.“.

Nachdem im Sommer 1933 der Flughafen Schleißheim an das Reich übereignet worden war, wo alsbald eine Jagdfliegerschule eingerichtet wurde, sollte im Südosten Münchens als Ersatz ein staatseigener Flughafen für Sportflugzeuge entstehen. Das überwiegend landwirtschaftlich und von Gärtnereien bewirtschaftete Areal wurde im September 1933 aufgekauft. Für die 50,728 ha bezahlte das Reich 163.768,– RM.

Das Projekt erhielt den offiziellen Namen „Flugplatz Hauptübungsstelle Süd-Deutscher Luftsportverband“. Der Baubeginn war am 27.Oktober 1933. Die erste Landebahn war eine 1.000 m lange Wiesenfläche.

Aufnahme des Flugbetriebs

Am 1. Juli 1934 begann der Flugbetrieb nachdem die Hauptfliegerübungsstelle München-Oberwiesenfeld nach Neubiberg verlegt hatte. Rund 40 Motorflugzeuge standen zur Verfügung.

1935 begann die Erweiterung des Flugplatzes um weitere 72,478 ha und der Ausbau zum Fliegerhorst. Am 23. Juli fand das Richtfest des Kasernenneubaus und des Verwaltungsgebäudes statt. Im September 1935 wurde die Flugschule nach Kaufbeuren verlegt. Bis Ende 1939 waren bereits 27 Mio. RM in das Flughafenprojekt geflossen.
Im Herbst 1935 wurde der Fliegerhorst mit rund 1.200 einberufenen Rekruten belegt, die am 08. November vereidigt wurden. Die Baracken zur Unterkunft waren gerade rechtzeitig fertig geworden.

Die Ausdehnung des Fliegerhorstes verlangsamte sich zwar, doch noch immer wurden neue Flächen hinzugekauft. 1936 waren es weitere 30,75 ha für 220.575,– RM. Bis 1943 erwarb das Reich noch Flächen, so dass die Anlage bis Kriegsende 179,76 ha umfasste. Knapp 566.000 RM waren für die Grundstückskäufe aufgewendet worden.

Unternehmen „Otto“ und Kriegsbeginn

Am 12. März 1938 wurden in Neubiberg Ju 52 aus verschiedenen Flugzeugführerschulen zusammengezogen. Anlässlich des Anschlusses Österreichs (Unternehmen „Otto“) warfen sie über mehreren großen Städten Österreichs Flugblätter ab.

Am 8. Oktober 1939 beantragte das Luftwaffengruppenkommando 3 die Verlegung der Flugzeugführerschule, um in Neubiberg einen Kampfverband aufnehmen zu können. Die Schule verlegte am 16. November nach Pilsen.

Am 17. April 1940 zog die Zerstörerschule I Schleißheim nach Neubiberg. Es folgten weitere Ausbildungsverbände. Zusätzlich wurde der Fliegerhorst vom 06. – 18.Oktober Zwischenetappe für italienische Verbände, die zum Einsatz gegen die britischen Inseln nach Belgien überführt werden sollten. Insgesamt machten 115 italienische Maschinen hier einen Zwischenstopp.

Drehscheibe

Mit Beginn des Afrikafeldzugs kam dem Fliegerhorst eine neue Bedeutung zu. Hier wurden Verbände für den Einsatz in Afrika zusammengezogen, so drei Jagdstaffeln, eine Aufklärungsstaffel und die 9. Staffel Kampfgeschwader KG zbV 106. 1942 und 43 diente der Fliegerhorst neben der Ausbildung von Piloten vor allem als Instandsetzungswerft und Verteilstation. Verbände aus Frankreich wurden für den Einsatz im Russland vorbereitet, andere, zum Teil aus dem Osten kommend, wurden für den Einsatz in Afrika vorbereitet.
Nach dem Ende des Afrika-Einsatzes und der alliierten Landung auf Sizilien lag auch die Unterstützung in Italien eingesetzter Verbände im Bereich des Fliegerhorsts. Die im März 1943 zurückgekehrte Flugzeugführerschule wurde im Juni endgültig aufgelöst. Ab August diente Neubiberg überwiegend als Einsatzhafen für Jagd- und Nachtjagdverbände. Diese blieben bis April 1945.

Kriegsende

Im Frühjahr 1945 trafen immer mehr Verbände aus anderen Orten ein, die vor den vorrückenden Amerikanern zurückwichen, so z.B. die III./NJG 6 mit 36 Flugzeugen aus Leipheim Anfang April.

Am 19. April 1945 verlegte die V. Gruppe Nachtjagdgeschwader 2 in ein Waldstück bei Brunnthal. Eine Schneise diente als Rollbahn, für die Flugzeuge schlug man Boxen in den Wald. Der letzte Einsatz wurde in der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945 geflogen.
Hitlers Leibarzt Morell traf am 23. April aus Berlin ein. Er ließ sich ein Fahrzeug besorgen um nach München weiterzureisen.

Am 30. April 1945 erreichten amerikanische Truppen den Fliegerhorst, der kampflos übergeben wurde. Sie erbeuteten rund 100 Flugzeuge, darunter fabrikneue Me 262.
Während die Briten Neubiberg seit 22. August 1942 als Angriffsziel explizit ausgewiesen hatten, wurde der Fliegerhorst von den Amerikanern 1944 auf die Liste von Plätzen gesetzt, die sie selbst benutzen wollten. Diese sollten nicht bombardiert, sondern nur der Betrieb gestört werden.

Offenbar hatten die Briten keine Kapazitäten für die Zerstörung Neubibergs. Der Fliegerhorst blieb weitgehend unbeschädigt und erlebte fast ausschließlich Tieffliegerangriffe. So konnte die US Army die Anlage direkt übernehmen, die 1947 an die US Air Force ging.

Nachkriegszeit – heute

Bereits am 08. Juli 1945 belegte die 357th Fighter Group den Flugplatz. 1948/49 flogen auch von Neubiberg aus Flugzeuge im Rahmen der „Luftbrücke“ nach Berlin, üblicherweise über Weisbaden.

1958 wurde der Fliegerhorst an die neu aufgestellte Bundeswehr übergeben, die überwiegend das Lufttransportgeschwader 61 (bis 1971) hier stationierte. Im Laufe der Zeit nahm die Ausbildung einen immer größeren Raum in Neubiberg ein. So begann bereits 1958 der Aufbau der Höheren Technischen Schule der Luftwaffe. 1973/74 wurde für 550 Mio. DM die neue Hochschule der Bundeswehr errichtet. Am 31. März 1991 wurde der militärische Flugbetrieb eingestellt, bis 1997 wurde er noch privat genutzt.

Heute dient das ehemalige Flugfeld als Naherholungsgebiet. Der frühere Kasernen- Werft- und Verwaltungsbereich wird von der Hochschule der Bundeswehr genutzt. Neben einigen historischen Gebäuden prägen Neubauten das Bild der Universität.