Ehem. Postamt Feuerbach

Wie bereits ab Mitte der 1930er Jahre wurden in Deutschland ab den 1960er Jahren Luftschutzräume in zahlreichen öffentlichen Bauten von Beginn an mit eingeplant. Die Richtlinien dazu lieferte der Behörden-Selbstschutz. Zu den großen Behörden, die im ganzen Bundesgebiet Luftschutzräume schufen, gehörten die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Bundespost. Auf kommunaler Ebene in Stuttgart die Technischen Werke der Stadt Stuttgart (TWS).

Sie schufen auch eigene personelle Katastrophenschutz- Strukturen, dessen Angehörige Schulungen bekamen, regelmäßige Übungen durchführten und dafür vom Wehrdienst freigestellt waren.

Ein Beispiel für einen Luftschutzraum im Rahmen des Behörden-Selbstschutzes wurde Anfang Mai 2024 in Stuttgart-Feuerbach beseitigt, nachdem zuvor das aus den 1960er Jahren stammende ehemalige Postgebäude Wiener Platz 1 für das Neubauquartier am Bahnhof abgerissen worden war.

Der Luftschutzraum war im Keller des Postamts unter der Schalterhalle errichtet worden, und sollte im Krisenfall die im Gebäude arbeitenden Postbediensteten aufnehmen. Für die Bevölkerung wäre er nicht zugänglich gewesen. Folglich war der Bunker im Bewusstsein der Bevölkerung auch kaum präsent. Im Treppenhaus des Gebäudes am Zugang in der Kremser Straße wies jedoch eine Beschriftung an der Wand auf den Schutzraum hin.

Die Bunkerräume des Behörden-Selbstschutzes der Bundespost erfuhren nach der Privatisierung das gleiche Schicksal wie die öffentlichen Luftschutzbunker nach der Jahrtausendwende. Personal und Gelder für den Erhalt der Räume wurden gestrichen, Luftschutzübungen fanden nicht mehr statt. Die Post veräußerte in vielen Fällen auch die technischen Einrichtung (Filter- und Lüftungsanlagen), so dass die Räume selbst im Krisenfall ihre ursprüngliche Funktion nicht mehr hätten erfüllen können.

Am Wiener Platz brachen die Bagger die Decke und eine Seitenwand des Luftschutzraums am 10. Mai 2024 ab. So wurde für kurze Zeit ein Einblick in die zerstörten Räumlichkeiten möglich, der die Struktur des Schutzraums erkennen ließ. Der Zugang erfolgte über das Treppenhaus, neben dem Zugang zur Tiefgarage.

Die rechteckige Räumlichkeit war in der für den Kalten Krieg typischen Schlichtheit und Sachlichkeit gehalten. Die Absperr- und Überdruckventile waren im Gebäudeinneren zum Treppenhaus hin angebracht. Auf der gegenüberliegenden Seite befand ich der Notausstieg, der über einen Schacht zum Wiener Platz führte. Daneben lagen die Toiletten.

Da Luftschutzräume wie dieser nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, liegen hierzu auch keine Listen vor, wievele es wo gab. Anders als die meisten Bunker aus dem 2. Weltkrieg, die als Bauwerke autark und separat errichtet wurden, waren solche Luftschutzräume in der Regel Bestandteile eines behördlichen Gebäudes, so dass sie üblicherweise auch nicht museal genutzt werden können.