Angriffsziel Kornwestheim Dez. 1944 / Jan. 1945


Ausschnitt aus dem Report über den britischen Luftangriff auf Kornwestheim am 28.01.1945.

In einer Ankündigung zu einem Vortrag anlässlich des 70. Jahrestags des Luftangriffs vom 28. Januar 1945, der am 11. Februar 2015 in Kornwestheim stattfand, finden sich zwei bemerkenswerte Sätze: „Für viele Kornwestheimerinnen und Kornwestheimer waren dieser und die vorangegangenen Luftangriffe ein Wendepunkt.“ Und: „Die Luftangriffe beendeten die Erfolgsgeschichte, die Kornwestheim parallel und mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus hatte“.

Ab 1934 profitierte Kornwestheim auch von den Aufrüstungsprogrammen der Wehrmacht. Es entstanden die Hindenburgkaserne und die Ludendorffkaserne für Panzerverbände. Auf Aldinger Gemarkung wurde im Verlauf der späten 1930er Jahre auf einem Teil des Exerzierplatzes ein Feldflugplatz angelegt, dessen Fertigstellung zwar gemeldet wurde, der aber wohl nie belegt wurde. Luftbilder der Alliierten aus dem Jahr 1945 lassen auch keine ausgebaute Rollbahn erkennen. Auf dem Areal entstand nach dem Zweiten Weltkrieg der Hubschrauberlandeplatz von Pattonville.

Noch auf Kornwestheimer Gemarkung, in Richtung Feldflugplatz befand sich seit 1940  eine schwere Flakstellung. Gegen Ende des Krieges wurde zusätzlich im Bereich des Gleisdreiecks südlich von Kornwestheim eine Schwere Eisenbahnflakbatterie stationiert, deren 10,5 cm-Kanonen auf Eisenbahnwaggons montiert waren, und die somit ihre Position verändern konnten.

Am 16.12.1944 hatte die USAAF die Bahnanlagen angegriffen und erheblich getroffen. Der Angriff forderte 30 Todesopfer unter der Bevölkerung. Zur Trümmerbeseitigung wurde auch ein Kommando aus dem KZ Leonberg nach Kornwestheim geschickt, das bis März 1945 dort im Einsatz war. Trotz er verheerenden Schäden an den Bahnanlagen und einer großen Zahl an zerstörten Lokomotiven konnte der Bahnbetrieb vor allem durch den Einsatz der KZ-Häftlinge nach sechs Tagen allmählich wieder aufgenommen werden.

Seit 16. Dezember sahen sich die Alliierten der deutschen Offensive in den Ardennen gegenüber, die zwar zum Jahresende gestoppt werden konnte, doch in der Silvesternacht erfolgte mit der „Operation Nordwind“ der deutsche Vorstoß im Elsaß zwischen Saarbrücken und Mühlhausen.

Auch wenn diese letzten Offensiven der Wehrmacht im Westen letztlich scheiterten, trafen sie die Alliierten überraschend und verlängerten den Krieg um Monate. Als Reaktion intensivierten die Allierten auch die Luftangriffe auf deutsche Verkehrsknotenpunkte.

So wurde Kornwestheim von der RAF als Ziel für einen Doppelangriff am 28./29. Januar 1945 gesetzt. Die erste Angriffswelle traf um 20.35 h mit 198 Bombern ein. Der 20-minütige Angriff streute von Feuerbach bis Kornwestheim. Von 23:30 bis 23:48 h erfolgte der Angriff der zweiten Welle mit 353 Bombern. Auch dieser Angriff streute weit. Von Botnang bis Kornwestheim fielen die Bomben, Weilimdorf erlebte seinen schwersten Luftangriff. Die Scheinanlage bei Weilimdorf hatte in dieser Nacht zahlreiche Flugzeuge getäuscht, die neben Weilimdorf auch Korntal, Gerlingen, Ditzingen und andere Orte trafen. Dennoch war es auch für Kornwestheim der schwerste Luftangriff dieses Krieges. 41 Menschen kamen um und 300 Gebäude wurden getroffen. Angesichts der Zerstörungen in Weilimdorf und Umgebung ist offensichtlich, dass es Kornwestheim noch schlimmer hätte treffen können, wenn die Scheinanlage den Angriff nicht teilweise zerstreut hätte.

Ein weiteres Ziel der britischen Bomber in dieser Nacht waren die Hirth Motorenwerke in Zuffenhausen, wo die Schäden allerdings gering blieben.   

Die Gesamtzahl der Todesopfer durch Luftangriffe in Kornwestheim betrug 162 Menschen, darunter 17 Zwangsarbeiterinnen, die bei Salamander eingesetzt waren. Die 160 zerstörten Gebäude repräsentierten 8% des Bestands.

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