Hindenburgplatz

Weitgehend in Vergessenheit geraten ist das Wissen um den einstigen Tiefbunker zwischen Hauptbahnhof und Hindenburgbau.  Der heutige Arnulf-Klett-Platz hieß früher Hindenburgplatz. Dort wurde im Mai 1940 mit den Bauarbeiten für einen öffentlichen Luftschutzraum begonnen. Der Bau erfolgte weitgehend im herkömmlichen Tiefbau, also in einer Baugrube. Ab 14. Mai 1940 wurden zu diesem Zweck die dort verkehrenden Straßenbahnen umgeleitet.

Leider sind über den Bunker nicht viele Informationen erhalten geblieben. Er erstreckte sich fast die gesamte Länge des Hindenburgbaus unter dem Platz und hatte Treppenabgänge vor dem Hindenburgbau und dem Bahnhof.

Beim 12. Luftangriff auf Stuttgart am Morgen des 08. Oktober 1943 kurz nach Mitternacht wurde der Bunker zur tödlichen Falle für die Insassen. Eine Luftmine war am Hindenburgplatz eingeschlagen und hatte ein in der Erde liegendes Wasserrohr zerrissen. Diese Auswirkungen waren von den Strategen der Alliierten ganz bewusst angestrebt. Es war ein fester Bestandteil der Strategie im Krieg gegen deutsche Städte, dass das Löschen der durch Brandbomben entfachten Brände möglichst erschwert bzw. verhindert werden sollte. Hierfür wurden Zeitzünderbomben entwickelt, die erst nach Stunden explodierten und damit die Helfer und die Bevölkerung beim Löschen, Bergen und Aufräumen trafen. Andere Bomben wurden so konzipiert, dass sie tief in den Boden eindrangen, bevor sie explodierten. Sie rissen nicht nur große Krater in die Strassen, sondern zerstörten auch die Versorgungsleitungen für Gas und Wasser.

Im Luftschutzraum am Hindenburgplatz kamen an diesem Morgen 36 Menschen um. Die meisten allerdings nicht durch die Sprengwirkung der Luftmine sondern durch das danach in den Tiefbunker einströmende Wasser, in dem sie schlichtweg ertranken, weil sie sich aus dem beschädigten Bauwerk nicht schnell genug befreien konnten. Der gesamte Luftangriff, der von 0.02 h bis 0.53 h dauerte, kostete 101 Menschen das Leben. Im vermeintlichen Schutz des Bahnhofsbunkers starben davon alleine ein Drittel.

Der Tiefbunker wurde noch während des Krieges wieder instandgesetzt und weiter genutzt. Reisende, die  gegen Ende des Krieges am Hauptbahnhof ankamen, wurde bei Fliegeralarm allerdings in den Wagenburgtunnel geschickt. Möglicherweise wurden die Gäste und Beschäftigten der Geschäfte, Hotels und Gaststätten am Hindenburgplatz mit Vorrang in den Bunker gelassen.

Nach dem Krieg wurde der Bunker von der Familie Greiner als Gaststätte genutzt. Auch ein Kino wurde darin eingerichtet, das allerdings kein Spielfilmproramm zeigte, sondern Erotikfilme im Dauerprogramm.

Als die Arbeiten für den Bau der Straßenbahntunnel und der Klettpassage 1970 begannen wurde der Tiefbunker unter dem Bahnhofsvorplatz beseitigt.