Lange Nacht der Museen


Speisesaal des Hotels am Marktplatz nach dem Krieg. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, die fehlenden Fenster, die niedrige Decke und die sonderbaren Türen.

Speisesaal des Hotels am Marktplatz nach dem Krieg. Erst auf den zweiten Blick erkennt man die fehlenden Fenster, die niedrige Decke und die sonderbaren Türen.

Am 15. März ist in Stuttgart wieder die Lange Nacht der Museen. Eine der Attraktionen, die Jahr für Jahr die Besucher in Scharen anzieht und lange Warteschlangen vor dem Eingang produziert ist der ehemalige Tiefbunker unter dem Stuttgarter Marktplatz, der bis 1985 als dienstältestes Bunkerhotel Deutschlands betrieben wurde.

Der Bunker kann nur einmal pro Jahr besichtigt werden, nämlich genau in dieser Nacht. Die noch relativ große Zahl von erhaltenen Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg in Stuttgart ermöglicht noch eine verhältnismäßig gute Erinnerungskultur und räumliche Zuordnung historischer Ereignisse. In den letzten Jahren haben Städte wie Hannover, Aachen oder München leider immer wieder markante Bauwerke für Neubauvorhaben geopfert.

Dies geschah in Stuttgart in so signifikanter Weise zuletzt beim Umbau des Wilhelmsplatzes in Bad Cannstatt in den 1970er Jahren. Doch auch hier wurden immer wieder Bunker entfernt, um der Entwicklung der Stadt Platz zu machen, so beim Bau der Klett-Passage, bei der Neubebauung der Pragstraße oder für Stuttgart 21.

Daher ist es umso wichtiger, die noch bestehenden Bunker als Denkmale zu begreifen, an denen Geschichte verortet werden und auch im wahrsten Sinne des Wortes angefasst werden kann. Wer ein solches Bauwerk einmal von innen gesehen hat bekommt eine bessere Vorstellung davon, wie die Menschen in Stuttgart den Krieg erlebten.

Während München bis heute leider noch immer kein Bunkermuseum hat, können in Stuttgart mehrere Bauwerke besichtigt werden, wenn auch teilweise eben nur einmal im Jahr.

Über die drangvolle Enge im Bunkerhotel bei der Langen Nacht der Museen möge die Besucher hinwegtrösten, dass der Bunker in den Bombennächten sogar noch voller war. Dicht an dicht gedrängt erlebten die Menschen die Luftangriffe. Und bei den Juli-Angriffen 1944 mussten am 25. Juli die völlig überfüllten Tiefbunker der Innenstadt schlagartig evakuiert werden, weil die Brände der umliegenden Gebäude den Sauerstoff aufzufressen begannen, so dass die Insassen der Bunker zu ersticken drohten. Die Menschen flohen durch eine brennende Stadt im Funkenregen, in der noch Zeitzünderbomben explodierten und Trümmer von den getroffenen Häusern herabstürzten in die Grünanlagen am Bopser und in Richtung Rosensteinpark.

Mehr über den Marktplatzbunker.

Das sehr lesenswerte Buch über den Marktplatzbunker von esefeld & traub beschreibt auch die Ansätze zur Neunutzung nach Schließung des Hotels.

Die Geschichte der Bunkerhotels in Stuttgart finden Sie hier.

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